16-jähriger Wei Yi nun auch Mannschafts-Weltmeister

Ding – Amin: Weiß hat Dauerschach, geht jedoch aufs “Ganze”…

Von Hartmut Metz
Vier Weltklasse-Großmeister haben die Chinesen zu Hause gelassen und auf die Jugend gesetzt – Weltmeister wurden die Youngsters aus dem Reich der Mitte dennoch. Acht Monate nach dem Erfolg bei der Schach-Olympiade in Norwegen stand China bei der Mannschafts-WM erneut auf dem obersten Treppchen in Zaghkadsor. In den neun Kämpfen gab das Quartett nur drei 2:2 ab und blieb mit 15:3 Punkten ungeschlagen. Die Ukraine (12:6) sicherte sich Silber vor Gastgeber Armenien (11:7). Topfavorit Russland (10:8) enttäuschte einmal mehr. Herausragender Chinese war Wei Yi. Der erst 16-Jährige ist damit der bisher jüngste Spieler, der sowohl bei der Olympiade wie bei der Mannschafts-WM Gold abräumte. Zuvor hielt der Ukrainer Ruslan Ponomarjow den Double-Rekord, berichtet das „Schach-Magazin 64“ in seiner Juni-Ausgabe. Wei Yi war auch der beste Akteur am vierten Brett mit 7:2 Punkten. Der Junge dürfte bald zu den schärfsten Rivalen von Weltmeister Magnus Carlsen heranreifen.
Inzwischen kletterte er schon auf Platz 30 der Weltrangliste!
Hätte nicht „Altmeister“ Bu Xiangzhi mit seinen 29 Lenzen im Team gestanden, läge das Durchschnittsalter des Stammteams bei lediglich 19 Jahren. Bu war vor rund eineinhalb Jahrzehnten der jüngste Großmeister auf dem Planeten, konnte aber die Hoffnungen nicht erfüllen.
Die kurzweiligste Partie gelang Chinas Spitzenmann Ding Liren. Der Weltranglisten-15., der ungeschlagen blieb, überrannte in seinem gewohnten Angriffsstil den Ägypter Bassem Amin. Die Nordafrikaner landeten mit 1:17 Zählern abgeschlagen auf dem letzten Rang.

W: Ding S: Amin
1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 Lb4+ 4.Sbd2 0–0 5.a3 Le7 6.e4 d5 7.e5 Sfd7 8.Ld3 c5 9.Dc2 g6?!
h6 dürfte nach dieser Partie künftig bevorzugt werden. 10.cxd5 exd5 11.e6 fxe6 12.Lxg6 hxg6 13.Dxg6+ Kh8

Gibt sich Weiß mit einem Remis durch Dauerschach zufrieden? Ding Liren hat scheinbar das Problem, dass er keine weiteren Kräfte heranführen kann, um dem schwarzen König ans Leder zu gehen. 14.Se4! Opfert einen Springer, damit der Läufer freie Bahn hat. dxe4? De8 15.Dh6+ Kg8 16.Sfg5 Lxg5 17.Dxg5+ Kh7 18.Dh6+ Kg8 19.Dg5+ Kh7 20.Dh6+ Kg8 Schwarz bot nun bei der EM-Partie Riantsew – Vocaturo eine Punkteteilung an, doch der Russe fand 21.a4! und stand auf Gewinn wegen der Idee Ta3 nebst Tg3+. Riantsew ließ seine Chancen jedoch später aus und verlor sogar, berichtet das „Schach-Magazin 64“ in seiner aktuellen Ausgabe. Ein Beispiel der Gewinnführung: De7 (Tf7 22.Dg6+ Kf8 23.Sd6 De7 24.Lh6+ Tg7 25.Lxg7+ Dxg7 26.De8 matt) 22.Ta3 Dh7 23.Dxe6+ Df7 24.Tg3+ Kh8 25.Th3+ Kg8 26.Dh6 Dg7 27.Tg3. Deshalb ist allein 14…Tf5! der Rettungszug. 15.Dh6+ Kg8 16.Dxe6+ Tf7 17.Sfg5 Lxg5 18.Lxg5 Df8 19.Sd6 Sc6 20.Dxd5 cxd4 21.0–0 Sb6 22.Dxf7+ Dxf7 23.Sxf7 Kxf7 und die Stellung befindet sich nahezu im Gleichgewicht. 15.Dh5+ Kg8 16.Lh6 Tf6 Tf7 leistet auch nicht genügend Widerstand: 17.Dg6+ Kh8 18.Dxf7 Dg8 19.Dxe7 exf3 20.gxf3 Sc6 21.Dh4 Sxd4 22.0–0–0 Dg6 23.Le3+ Dh7 24.Lxd4+ cxd4 25.Dg5 Dg7 (e5 erlaubt ein rasches Matt: 26.Thg1 Df7 27.Dh4+ Dh7 28.Dd8+) 26.Thg1! Dxg5+ 27.Txg5 e5 (Sf6 28.Txd4 b6 29.Th4+ Sh7 30.Tgh5) 28.Tdg1 Sf6 29.Tg6 Sd5 (Sh7 30.Tg8 matt) 30.Th6 matt. 17.Dg4+ Kf7 18.Sg5+ Kg6 Ke8 19.Dh5+ Tf7 20.Dxf7 matt. 19.Sxe6+ Kf7 20.Sxd8+ Lxd8 21.Dg7+ Ke8 Schwarz konnte das Matt zwar verhindern – die Stellung ist jedoch hoffnungslos. Die drei Figuren, die eigentlich ausreichende Kompensation für die Dame bieten, kommen nicht koordiniert ins Spiel. 22.0–0–0 Le7 23.Lg5 Lf8 Tf7 24.Dh8+ Sf8 25.Lxe7 Txe7 26.dxc5 Sc6 27.Dh5+ Tf7 28.Td6 Le6 29.Te1 Td8 30.Txd8+ Kxd8 31.Txe4 und die Dame und vier Bauern haben leichtes Spiel gegen die drei Figuren. 24.Dh7 cxd4 25.Txd4 Amin gab auf. Es hängt zu viel nach Sc6 26.Txe4+ Kd8 27.Td1 Kc7 28.Lxf6. 1:0.

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