Corona hat den Vereinsport meist ausgebremst. Im Schach wurde die Saison jedoch nicht abgebrochen, sondern über zwei Jahre gestreckt. So konnte sich die Rochade Kuppenheim bei der Jahreshauptversammlung über eine „sportlich sehr erfolgreiche“ Bilanz freuen, Präsident Michael Waschek hob die Verbandsliga-Meisterschaft und den Aufstieg der ersten Mannschaft in die Oberliga hervor sowie den Titel des dritten Teams in der Kreisklasse I. Aber auch der Klassenerhalt der zweiten Mannschaft in der Bereichsklasse wertete Kapitän Alexander Hatz beim Rückblick angesichts der enormen Personalsorgen als „Erfolg“. Neben Hussain Chaltchi und Ralf Gantner hätten man „glücklicherweise“ die Nachwuchskräfte Louis Wunsch und Patrick Gottwald einbauen können. Sein Team habe zwar als einziges gegen die beiden Absteiger verloren, aber ansonsten „die Richtigen geschlagen“.
Einfacher hatte es Sascha Schmidt in der wegen Corona über zwei Jahre laufenden Runde. Die dritte Mannschaft stand bereits eine Runde vor Schluss als Meister der Kreisklasse I fest. „Das war eine gute Leistung“, befand Kapitän Schmidt und ergänzte mit Blick in die Zukunft, „mal sehen, ob wir uns mit den jungen Leuten in der Bezirksklasse halten.“
Jugendleiter Thomas Braun freute sich über die besonderen Erfolge seiner Schützlinge, die auch während Corona von ihm und Patrick Karcher online trainiert wurden: Rouven Wieser wurde in der U12 badischer Vizemeister und behauptete sich zuletzt auch bei der deutschen Jugend-Meisterschaft in Willingen mit vier Siegen in neun Runden gegen meist nominell überlegene Kontrahenten. „Ich denke, Rouven hat dort große Fortschritte gemacht und ging motiviert an den Start.“ Louis Wunsch belegte in der U16 Platz fünf bei der badischen Meisterschaft. Von Corona ließ sich auch Brauns Senioren-Gruppe nicht bremsen, die sich jetzt wieder im Schachlokal mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr treffen kann: „Die bleibt ein Alleinstellungsmerkmal der Rochade“, meinte Braun und kündigte gewohnt umtriebig einen neuen Anfängerkurs für Senioren an. Seine Neulinge im Jugendbereich weiht er donnerstags von 16.30 bis 17.30 Uhr in die Feinheiten des königlichen Spiels ein. Danach üben bis 19.30 Uhr die versierten Nachwuchskräfte. Künftig soll der badische A-Jugendmeister Daniel Schmitt das Training unterstützen, freute sich Braun über die Verstärkung.
Schatzmeister Ralf Ehret berichtete vom Erwerb eines Laptops und eines Beamers für das Training. Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) unterstützte den Kauf für rund 2400 Euro. Auf der Einnahmenseite waren die Mitgliedsbeiträge mit 3074 Euro der höchste Posten. Aus Spenden und Werbung auf der beliebten Homepage der Rochade, die Webmaster Gerhard Gorges professionell gestaltet, flossen 1590 Euro in die Vereinskasse. Insgesamt beliefen sich die Einnahmen auf rund 8200 Euro. Dem standen Ausgaben von 5463 Euro gegenüber. Die Verbandsausgaben (1006 Euro) und Anschaffungen für Spielmaterial (inklusive Laptop und Beamer) schlugen mit 3780 Euro zu Buche. Obwohl die Zinsen lediglich „5 Cent“ einbrachten, wuchs der Kassenbestand weiter deutlich an. Die Kassenprüfer Uwe Gantner und Ralf Westermann bescheinigten Ehret „vorbildliche“ Arbeit. Ehret wie alle anderen Funktionäre des Oberligisten wurden folglich einstimmig entlastet. Die Entlastung nahm Markus Merklinger vor.
Turnierleiter Patrick Karcher (TOP 5/Sonstiges) kündigte donnerstags ein regelmäßiges Training für die Erwachsenen an. Dabei sei „für alle Spielstärken“ etwas dabei. Merklinger plädierte dafür, Großmeister Roland Schmaltz wieder für zweistündige Lektionen einmal im Monat zu verpflichten, um besser für die Oberliga gewappnet zu sein. Dem pflichtete alle angesichts der guten Kassenlage bei. Bevor die Jahreshauptversammlung mit zwei besonderen Ehrungen zu Ende ging, thematisierten die Mitglieder das Spiellokal. Der Alte Kindergarten ist laut den Vorgaben des Badischen Schachverbandes „nicht oberligatauglich“, unterstrich Waschek. So fehle zum Beispiel ein separater Raum für die Analyse nach den Partien. Der Rochade-Präsident will bei der Stadtverwaltung klären, ob das Alte Rathaus als Spiellokal zur Verfügung stehen könnte.
Am Schluss überraschte Waschek Kassierer Ralf Ehret und Pressewart Hartmut Metz mit dem Antrag, beide zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. „Der Verein besteht zwar noch nicht so lange, aber Ralf ist schon seit gefühlten 50 Jahren im Amt“; begründete der Präsident seinen Vorstoß. Ehret wie Metz, der als Aushängeschild auch fast 100 Titel mit und für die Rochade gewann, engagieren sich seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnte für die Schachgemeinschaft. Das honorierten alle Anwesenden und votierten einstimmig für die Ehrenmitgliedschaft an beide Rochade-Urgesteine. Bisher wurde diese Ehre nur Altmeister Hermann Hettich zuteil. Zudem wurden die beiden Vereinsgründer Reinhard Kühl und Heribert Urban einst zu Ehrenpräsidenten gekürt.