Der erste Eindruck täuschte: Als das Verbandsliga-Team auf dem Parkplatz der Arbeiterwohlfahrt in Gottmadingen einfuhr, erschreckten drei Fahrzeuge mit Schweizer Kennzeichen die Kuppenheimer. Die massive eidgenösssische Verstärkung beim heimstarken Dauerrivalen der Rochade blieb aber aus! Weil gleichzeitig die Endrunde in der Nationalliga A in der Schweiz stattfand, standen den Hausherren die ersten fünf Spieler ihrer Rangliste nicht zur Verfügung. Damit aber nicht genug: Bei Gottmadingen fiel noch ein Spieler krankheitsbedingt kurzfristig aus, so dass Alexander Hatz kampflos zum Zähler kam.

Michael Lorenz ist in der Verbandsliga hinten eine Bank für die Rochade, wenn er als Ersatzmann zum Einsatz kommt.

Obwohl Kuppenheim auch ohne vier (sprich Jean-Luc Roos, Hubert Schuh, Patrick Karcher und Velimir Kresovic) auskommen musste, war Kuppenheim klar favorisiert. An allen Brettern wies man zwischen 47 und 233 DWZ-Ratingpunkte mehr auf! An Brett sieben hatte Gottmadingen sogar einen Spieler ohne DWZ aufgeboten. Den dort platzierten Elias Keller hielt Michael Lorenz mit Weiß auch gut in Schach und verlängerte seine Erfolgsserie als Verbandsliga-Ersatz. Damit war es aber auch schon fast vorbei mit der Rochade-Herrlichkeit! Hartmut Metz fügte sich mit Schwarz rasch ins Remis, wickelte doch Kontrahent Martin Leutwyler in ein völlig ausgeglichenes Endspiel mit Dame, Turm und jeweils fünf Bauern ab.

Ausgerechnet Kapitän Joachim Kick sorgte für Spannung. Der Verbandsliga-Topscorer des Vorjahres (hinter Metz) brachte zwei Varianten durcheinander. Das nutzte Stephan Fessler gnadenlos aus. Ein vermeintlicher Figurengewinn entpuppte sich für Kick schnell als Eigentor. Das Matt konnte er nur abwenden, indem die Kuppenheimer Nummer vier in ein hoffnungsloses Endspiel mit drei Minusbauern abwickelte. „Ich gab nur nicht gleich auf, um nicht mit einer Kurzpartie in den Datenbanken zu landen“, entschuldigte sich Kick später bei seinem Bezwinger für die Verlängerung der Partie. Markus Merklinger stand mit Schwarz gut, bevor er sich mit einem Königszug nach f8 begab und dort mangels des Luftlochs, das nur auf h7 existierte, ständig auf ein Matt mit Damenopfer auf e8 aufpassen musste. Dominik Müller war dann glücklicherweise in einer klar besseren Position mit einem halben Punkt zufrieden – was man bei einem Außenseiter mit einer DWZ von 1760 gegen den 233 Ratingpunkten stärkeren Merklinger verstehen kann.

Thilo Ehmann beweist einmal mehr seine Extraklasse und bezwingt am Spitzenbrett den starken Gottmadinger Wolfgang Steiger.

Jochen Klumpp drückte zwar mit Weiß, konnte indes gegen Günther Jehnichen auch nichts herausholen, weshalb das Endspiel in eine Zugwiederholung mündete. Den Ausgleich musste Marlon Meier zulassen. Seelenruhig steuerte der Neuzugang aus einer +2-Stellung in ein Matt mit Dame und Turm. „Ich habe es nicht gesehen“, gab Meier später offen zu. Ansonsten hätte er mit einem Damenopfer das Matt aufhalten können und hätte sogar noch Gewinnchancen besessen. Nach dem verpassten Konter vollstreckte jedoch Michael Jähn dank eines Läuferopfers auf g3 zum 3,5:3,5.
„Ohne Thilo könnten wir einpacken!“, kommentierte Metz schon während des laufenden Duells am Spitzenbrett. Wolfgang Steiger wehrte sich zwar zäh und hartnäckig – aber Thilo Ehmann nutzte seinen positionellen Vorteil auf den weißen Feldern in einer Sweschnikow-Stellung bis zum Schluss. Eine erneute Klasseleistung des badischen Pokalsiegers! Die rettete der Rochade den 4,5:3,5-Sieg. Es war zwar kein Ruhmesblatt der Mannschaft – im Vergleich zur vorherigen Saison stehen aber zwei Punkte mehr auf dem Habenkonto gegen Heitersheim und Gottmadingen.