„Schachkalender 2021“ besticht mit Fülle an lesenswerten Texten

Der „Schachkalender 2021“ ist erneut ein wunderbares kleines Weihnachtsgeschenk für Schachfreunde. Großmeister Rainer Buhmann lässt seinen Schülern heuer jeweils einen zukommen, so viel sei an dieser Stelle verraten. Der Nationalspieler erscheint in dem 272 Seiten starken Bändchen (Edition Marco, 16 Euro) nicht nur bei den Geburtstagen und einer Kombination von der Olympiade 2016 in Baku – der Bundesligaspieler befindet sich damit im erlauchten Kreis der Prominenten um seinen Hockenheimer Mannschaftskameraden Anatoli Karpow, dessen 70. Geburtstag am 23. Mai sicher der bedeutendste 2021 ist. Unterhaltsame Geschichte und Anekdoten um den Weltmeister, ehemalige Herausforderer und andere Größen tragen zum gewohnten Charme des „Schachkalenders 2021“ bei.

Helmut Pfleger mit Berta Bodenröder beim Simultan im Vorjahr in Kuppenheim

Die Rochade Kuppenheim ist in dem Werk nicht nur wegen Hartmut Metz als Autor vertreten. Der Kuppenheimer widmet der Corona-Pandemie eine längere Abhandlung unter dem Titel „Hoffentlich nicht mehr länger Tabellenführer“. Darin sinniert der Rochade-Topspieler über die Zeit, in der sein Team wegen der Corona-Pause bis mindestens im März 2021 15 Monate Spitzenreiter der Verbandsligasein wird. Quintessenz des Berichts, der den Wechsel zum Online-Schach beschreibt und wie es beim Schachgipfel in Magdeburg lief, wo die deutsche Elite unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen musste: Lieber wieder nur Zweiter, aber dafür ohne Maske regelmäßig am realen Brett!

Um Covid-19 und den Boom beim Online-Schach geht es auch in zweiten großen Artikel im „Schachkalender 2021“: Metz befragte die deutschen Asse sowie Magnus Carlsen, Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave, Judit Polgar und weitere Top-GM, „zu drei Dingen, die die Schachwelt veränderten“: Bleibt der Online-Boom durch Corona bestehen? Oder haben Alpha Zero oder Chessbase das königliche Spiel nachhaltiger revolutioniert? „Chessbase schlägt Corona“ lautet die Überschrift, die die Meinungen der Mehrheit wiedergibt. Bei der Umfrage sind nicht nur Yoshiharu Habu, bester Shogi-Spieler aller Zeiten und im Schach IM, im Bild zu sehen, sondern Helmut Pfleger bei seinem Simultan zum 40-jährigen Rochade-Jubiläum 2019, wie er sich angeregt mit der 86-jährigen Berta Bodenröder von der Kuppenheimer Senioren-Gruppe unterhält.
Dritter großer Metz-Beitrag ist der Fortsetzungsroman „Er ist wieder da – Siegbert Tarrasch“. Der sechste Teil ist der letzte in Anlehnung an den gleichnamigen Bestseller von Timur Vermes. Der Leser darf gespannt sein, wie die Geschichte um den Lehrmeister der Deutschen endet.
Weitere Höhepunkte in dem seit 1984 von Arno Nickel herausgegebenen Kalender sind neben den Kurzgeschichten und Infos, die der Fernschach-Großmeister selbst, Stefan Löffler und Michael Dombrowsky meist zum Besten geben, der kurze Nachruf von Robert Hübner auf seinen Bruder Wolfgang, der mehrfach Kölner Stadtmeister wurde. Und vor allem die Abhandlung von Wladimir Barski „Der dornenreiche Weg des Grigori Löwenfisch“ sowie „Schach in der TV-Serie Big Bang Theory“ von Gregor Strick. Damit wird der „Schachkalender“ auch 2021 zur schönsten Lektüre.