Rochade Kuppenheim rückt in der Oberliga auf Platz zwei vor

Die Rochade Kuppenheim hat sich in der Oberliga Baden auf Platz zwei geschoben. Mit 3:1 Punkten liegt die Schachgemeinschaft nur hinter Anderssen Bad Mergentheim II, das als einziges Team noch eine weiße Weste aufweist. Gegen den bisherigen Spitzenreiter Karlsruher SF II tat sich der Hausherr schwer, nutzte der Gast doch die Möglichkeit, auch Spieler aus der ersten Mannschaft einzusetzen: Für die zweite Runde gab es seltsamerweise keine Sperrvermerke, obwohl die Oberliga Baden-Württemberg schon gespielt hatte. So kamen an vorderster Front der Internationale Meister Lothar Arnold und Stefan Joeres bei den Fächerstädtern zum Einsatz. Zudem hatten die Karlsruher den badischen Rekordpokalsieger Hajo Vatter an Position vier im Aufgebot.

Weitere Glanztat: Thilo Ehmann überrollt IM Lothar Arnold in der Zeitnotphase seines Gegners.

Miserable Eröffnungs-Bilanz mit Weiß

Der beendete als erster Akteur das Duell nach wenigen Minuten: Vatter hatte keine sonderliche Lust zu spielen und hatte sich vermutlich innerlich auf ein schnelles Remis gegen seinen alten Zähringer Bundesliga-Kollegen Hubert Schuh eingestellt. Doch Schuh pausierte, so dass ihm Marlon Meier gegenübersaß. Da sich der Kuppenheimer an dem Sonntag nicht wohlfühlte, tauschte er im dritten Zug in einer Französischen Verteidigung auf d5 und bot gleichzeitig den Friedensschluss an. In der gewiss fehlerlosesten Partie des Tages zögerte Vatter nicht lange und akzeptierte das Remis. Das war fast schon der beste Ertrag mit den weißen Steinen, lief doch die Eröffnungsphase für die Anziehenden in den Kuppenheimer Reihen schlecht: Jean-Luc Roos gab kompensationslos in einem Sizilianer einen Bauer gegen Joeres preis. Velimir Kresovic hatte sich in dem nächsten Sizilianer an Brett sechs ebenfalls gegen Linus Zwermann vertan und musste in einem Schwerfiguren-Endspiel schauen, dass er das Gleichgewicht hielt. Allein Jochen Klumpp stand gegen Denis Fritz passabel. „Aber dann hatte ich keine Ideen mehr und stellte meine Figuren schlecht hin“, berichtete Kuppenheims Nummer acht vom schleichenden Niedergang seiner Partie.

Joachim Kick lässt nicht locker, bis nach 75 Zügen der Sieg im Endspiel perfekt ist.

Nachziehende halten Rochade mit Schwarz im Spiel

Dass das Match bis zum 3:3 ausgeglichen lief, verdankt die Rochade sämtlichen Schwarz-Spielern. Jörg Weidemann behandelte die Stellung gegen KSF-Ass Thomas Schlager interessant und entwickelte leichte Initiative. Der Karlsruher verteidigte sich allerdings umsichtig und konnte ein Dauerschach im Damen-Endspiel geben. Die Niederlagen von Klumpp und Roos egalisierten Hartmut Metz und Thilo Ehmann. Metz hatte zwar Mühe gegen den originell spielenden Sinan Yilmaz Gülsen. Doch angesichts seiner Erfahrung in seiner Leib- und Magenvariante im Caro-Kann behielt der Kuppenheimer FM die Übersicht. Nach einem gefährlich aussehenden Figurenopfer von Weiß gab Metz die Qualität zurück und hatte anschließend dank exzellenter Figurenkoordination von Läufer und Springer samt Turm die zwei gegnerischen Türme im Griff. Metz gab auch rasch die zwei Figuren zurück und wickelte so in ein mit drei Mehrbauern leicht gewonnenes Turmendspiel ab.

Velimir Kresovic lässt zwar eine schöne Matt-Idee aus, gewinnt aber dennoch.

Glanzvoll agierte einmal mehr Ehmann. Der deutsche Pokalsieger lieferte sich ein langes Theorie-Duell mit Arnold. Nach einer ersten Ungenauigkeit des IM ging Ehmann bei heterogenen Rochaden zum Angriff über. Als es dann in Zeitnot taktisch wurde, war der Kuppenheimer Spitzenspieler endgültig in seinem Element, verzichtete sogar auf einen Figurengewinn und setzte entscheidend auf seinen Mattangriff, der durch ein Damenopfer hätte gekrönt werden können – doch Arnold streckte vorher die Waffen. Erneut eine grandiose Leistung von Ehmann!

Dramatische Angriffsideen bei Kresovic

Beim Stand von 3:3 sah es kurzzeitig unklar aus. Doch Kresovic verteidigte sich umsichtig gegen all die gefährlich wirkenden feindlichen Mattdrohungen und ging zum Gegenangriff über, als Zwermann selbst zu sehr auf seine Attacke vertraute, anstatt in ein vorteilhaftes Endspiel abzuwickeln. Dann verlor der Karlsruher endgültig die Nerven, als seinem Monarchen der Garaus drohte – indes wäre für Kresovic nicht mehr als ein Dauerschach möglich gewesen. Zwermann opferte seinen Turm auf h3 und geriet in ein verlorenes Endspiel (Diagramm). Kresovic zog hier 46.De1, tauschte die Damen und gewann nach ein paar weiteren Zügen zum 4:3. Wie hätte Weiß in der Stellung schneller gewinnen können?

Kresovic,Velimir (2070) – Zwermann,Linus (1930) [B33]
OLBA 2526 SGR Kuppenheim – Karlsruher SF Baden GER (2.6), 19.10.2025

46.Df6+!! Kxh3 (gxf6 47.Txh7 ergibt ein schönes Mattbild) 47.Dxf5+ Kh4 48.Dg4 matt.

Kick vollstreckt langwieriges Endspiel

Nach dem glücklichen Sieg verschwanden letzte Zweifel am Kuppenheimer Heimsieg. Joachim Kick hatte in einer Schottischen Partie sicher ausgeglichen und gewann später das Läuferpaar und einen Bauern auf c4. Auch wenn das nur ein Doppelbauer war, sicherte der dem Rochade-Kapitän den ganzen Punkt zum 5:3-Endstand. Michael Spieker konnte zwar das Läuferpaar halbieren und am Königsflügel alle Bauern abtauschen, doch der schwarzfeldrige Läufer dominierte im Verbund mit dem c4-Bauern und dem herübereilenden König die Stellung. Weiß war wehrlos. Kick holte noch den letzten feindlichen Bauern auf a5 ab und schob erbarmungslos seinen a- und c-Bauern nach vorne. Nach 75 Zügen stand der a-Bauer vor der Umwandlung, weshalb Spieker die Waffen streckte.

Partien online

Die Einzelergebnisse beim 5:3:

Brett SG Kuppenheim 1 Karlsruher SF 2 Brettpunkte
1
Ehmann, Thilo
2367
Arnold, Lothar
2256 1:0
2
Roos, Jean-Luc
2192
Joeres, Stefan
2218 0:1
3
Weidemann, Jörg
2184
Schlager, Thomas
2162 ½:½
4
Meier, Marlon
2099
Vatter, Hans-Joachim
2150 ½:½
5
Kick, Joachim
2090
Spieker, Michael
2040 1:0
6
Kresovic, Velimir
2079
Zwermann, Linus
1933 1:0
7
Metz, Hartmut
2163
Gülsen, Sinan Yilmaz
1920 1:0
8
Klumpp, Jochen
2017
Fritz, Denis
1920 0:1
  Gesamtergebnis   5,0:3,0