Siegt für die Katz: Alexander Hatz |
Von Hartmut Metz
Die Rochade Kuppenheim hat die Tabellenführung in der Schach-Verbandsliga eingebüßt. Das einzige noch verlustpunktfreie Team unterlag gegen Aufsteiger Sasbach überraschend mit 3,5:4,5. Dabei sorgten die Talente des aufstrebenden Bezirksrivalen an den vorderen Brettern für die Entscheidung. Mit 5:1 Punkten zogen die Gäste an der Rochade vorbei, die nun 4:2 Zähler aufweist. Das „Liga-Orakel“ sieht Kuppenheim angesichts der Enge im Vorderfeld der Tabelle noch immer mit einer Wahrscheinlichkeit von 81% als Aufsteiger – aber mit Leistungen wie am Sonntag sollte sich die Schachgemeinschaft besser von der Oberliga fernhalten! Was das „Liga-Orakel“, das die Ratingzahlen als Grundlage für die Berechnungen nimmt, nicht beachtet, ist: Die Sasbacher sind auf dem aufsteigenden Ast und werden Monat für Monat besser. Das zeigte sich auch an den vier vorderen Brettern gegen den Spitzenreiter. Eine 2:0-Führung reichte dem Titelfavoriten nicht: Günther Tammert und Alexander Hatz ließen ihren Kontrahenten Uli Metz und Stefan Sußmann keine Chance. Tammert vermied Damentausch und setzte auf Angriff. Zurecht: Der weiße König geriet ins Kreuzfeuer. Das Schlimmste konnte Uli Metz nur durch ein Qualitätsopfer verhindern. Lange kämpfte er jedoch auch nicht mehr. Die Qualität heimste auch Hatz ein, nachdem er erheblichen Raumvorteil im Zentrum erkämpft hatte. Das Endspiel war für Sußmann unhaltbar, zumal mit einem Bauern weniger. Jochen Klumpp und Eckart Plaul teilten derweil den Punkt in einer relativ ausgeglichenen Partie.
Danach brach Kuppenheim ein. Hubert Schuh konnte seine bessere Stellung gegen Marco Riehle nicht verwerten, weshalb er eine Friedensofferte unterbreitete. Zuvor hatte der FM mit Schwarz mehr als ausgeglichen. Riehle musste g3 und f3 ziehen und seinen König nach f2 stellen. Doch am Damenflügel bekam Schuh nicht genügend Spiel. Die Stellung versandete daher. Danach glich Sasbach aus: Nach einem Patzer von Velimir Kresovic gewann Dominik Bohnert einen Bauern. Der Kuppenheimer inszenierte einen gefährlichen Angriff durch ein Turmopfer auf f7. Anschließend hetzte der schwarze König quer übers Feld nach c6 und erreichte schlussendlich mit mehreren einzigen Zügen ein sicheres Plätzchen auf a8. Bohnert zog so gekonnt den Kopf aus der Schlinge und gewann. Zu forsch hatte Markus Merklinger im Sweschnikow seine Bauern nach vorne geworfen. Nach einigem Abtausch blockierte Sigurd Weidauer den rückständigen d5-Bauern und eroberte in Merklingers Zeitnot einen Bauern. Das Endspiel verwertete der Sasbacher zum 3:3.
Nach vier Stunden zeichnete sich die Niederlage der Hausherren vollends ab: Hartmut Metz hatte gegen Thilo Ehmann einen Bauern gewonnen, musste jedoch enorm viel Zeit in die komplizierte Stellung investieren, weil ein anderer Bauernraub auf h6 scheinbar immer taktisch scheiterte. Statt noch einen zweiten Bauern auf a7 zu verspeisen, was Ehmann ein bisschen Angriff gegeben hätte, tauschte Metz lieber die Damen. Dass das auf Kosten der Bauernstruktur (f2, f3 und h3) ging, machte ihm zunächst nichts. Das Endspiel schien ihm nach Konsolidierung und Abschluss der Entwicklung gewinnträchtig am Damenflügel. Ein Läufertausch und Übergang ins Turmendspiel brachte Metz in Zeitnot völlig aus dem Konzept. Zug für Zug ruinierte er die Position. Höhepunkt war der 40. Zug, als Metz ein Dauerschach mit den beiden Türmen ausließ und ein anderes plante – was jedoch mit einem weiteren dicken Schnitzer im 41. Zug scheiterte. Der mutig wie einfallsreich spielende Ehmann parierte die Drohung und ließ seine beiden verbundenen Freibauern auf der f- und g-Linie gen Umwandlungsfeld marschieren.
Den Rückstand konnte Spitzenspieler Jean-Luc Roos nicht mehr wettmachen. Er stand zwar früh mit Schwarz optisch etwas besser, aber Maximilian Ruff ließ nichts anbrennen. In dem minimal besseren Endspiel tauschte der Franzosen auch noch Dame und Springer, so dass nur noch jeweils fünf Bauern und der bessere Läufer übrig blieben. Der reichte indes nicht, um ein Einbruchsfeld für den König zu erzwingen. Ruff verteidigte sich sauber und machte den 4,5:3,5-Triumph der Gäste perfekt.
SGR Kuppenheim (A) | 2141 | SF Sasbach (N) | 2045 | 3½ | 4½ | 5.04 | ||||
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1 | 1 | Roos,Jean-Luc | 2217 | 1 | Ruff,Maximilian | 2148 | ½ | ½ | 0.60 | |
2 | 2 | Metz,Hartmut | 2264 | 2 | Ehmann,Thilo | 2104 | 0 | 1 | 0.71 | |
3 | 3 | Schuh,Hubert | 2278 | 3 | Riehle,Marco | 2069 | ½ | ½ | 0.77 | |
4 | 6 | Kresovic,Velimir | 2115 | 4 | Bohnert,Dominik | 1985 | 0 | 1 | 0.68 | |
5 | 7 | Tammert,Günther | 2141 | 9 | Metz,Uli | 2027 | 1 | 0 | 0.66 | |
6 | 9 | Klumpp,Jochen | 2067 | 11 | Plaul,Eckart | 2016 | ½ | ½ | 0.57 | |
7 | 10 | Merklinger,Markus | 2012 | 12 | Weidauer,Sigurd | 2015 | 0 | 1 | 0.49 | |
8 | 12 | Hatz,Alexander | 2033 | 13 | Sußmann,Stefan | 1993 | 1 | 0 | 0.56 |
Na, ich merke schon an den Ergebnissen, dass Sasbach stärker wird und habe automatisch bereits deren anfängliche Ratingzahl für die folgenden Kalkulationen um 30 Punkte erhöht. Kuppenheim hat dagegen 8 Punkte Malus erhalten.
Dieser Trend wird sich in der Saison fortsetzen und meine Prognosen weiter verbessern. Dennoch ist m.E. der Weg zur Spitze für Sasbach noch weiter als für Kuppenheim…
Das LigaOrakel!