Sachse wird trotz fehlenden DSB-Trainers U16-Weltmeister
Vogel – Maghsoodloo: Weiß gewinnt – knackt beim öffnen

Von Hartmut Metz
Eigentlich sollte Freude aufkommen beim Deutschen Schachbund (DSB): Nach dem drittplatzierten Matthias Blübaum bei der U20-WM trumpfte schon wieder ein Nachwuchsspieler auf. Der Sachse Roven Vogel holte in Porto Carras sogar Gold bei der U16-WM. Der Spieler des USV TU Dresden steht damit in einer Reihe mit erst vier deutschen Jugend-Weltmeistern: Roman Slobodjan (U20, 1995), Leonid Kritz (U16, 1999), Elisabeth Pähtz (U18-Weltmeisterin, 2002) und Arik Braun (U18, 2008). Doch nach dem Titelgewinn des 15-Jährigen aus Nossen kamen wie bei Blübaum Misstöne auf: Der Bremer Bundesligaspieler hatte ohne Betreuer zur WM fahren müssen, weil er verständlicherweise nicht die Reisekosten des Bundestrainers tragen wollte. Vogel erging es nicht besser, notgedrungen sekundierte ihm sein Freund Philipp Humburg in Griechenland – andere Nationen wie die Inder, die elf Medaillen abräumten, schicken Toptrainer zuhauf zur Betreuung der Jugendlichen mit.
Entsprechend enttäuscht klangen die Eltern Vogels in einem offenen Brief, in dem sie die mangelnde Unterstützung beklagten. Offensichtlich fühlt sich der neue Weltmeister im Landesverband Sachsen weit besser unterstützt als durch den DSB. Vor allem seinem Coach, dem stets engagierten Großmeister Henrik Teske, habe er sehr viel zu verdanken, betonte Vogel.
Der 15-Jährige beeindruckte auf Chalkidiki durch seine Nervenstärke. Vogel gewann nach mäßigem Start die letzten sechs Partien und hievte sich so auf 9:2 Punkte. Der Italiener Luca Moroni, der Armenier Haik Martirosjan und der Ungar Gergely Kantor folgen mit 8,5 Zählern. „Ich hatte am Schluss einfach die besten Nerven. In den letzten drei Runden riskierte ich einiges und besaß auch das notwendige Quäntchen Glück“, befand Vogel. Das bestätigt auch die Partie der letzten Runde. Gegen den Iraner Parham Maghsoodloo ging der Sachse aufs Ganze, wagte alles – und gewann alles!

W: Vogel S: Maghsoodloo
1.c4 c5 2.Sc3 Sc6 3.Sf3 e5 4.g3 g6 5.Lg2 Lg7 6.0–0 Sge7 7.d3 0–0 8.a3 d6 9.Tb1 b6 10.b4 Tb8 11.bxc5 dxc5 12.e4 h6 13.Sd5 Le6 14.Lb2 Dd6 15.De2 Tbe8 16.Tbe1 Kh7 17.Sd2 Sd4 18.Lxd4 cxd4 19.Sxe7?!
Nicht die optimale Fortsetzung – doch Vogel musste auf Gewinn spielen und entscheidet sich daher für einen Vormarsch am Königsflügel. Txe7 20.f4 Lc8 21.f5 Lf6 22.Lh3 Kg7 23.Ta1 Tc7 24.a4 Ld7 25.Kg2 Le8 26.Lg4 Lg5 27.h4 Le3 28.f6+ Kh7 29.Tf3 Lxd2 h5 verspricht Schwarz bessere Chancen: 30.Lh3 Db4 31.Sf1 Lh6 32.Tf2 Lxa4. 30.Dxd2 Tc5 31.Db4 Lc6 32.Tf2 Tb8 33.Ld1 Dc7 34.Kh2 Ta5 35.Taa2 Dd8 36.g4 Ld7 37.Dd6 De8 38.g5 Td8 39.h5!? Objektiv ein Fehler, aber ein mutiges Opfer im Kampf um den Titel! Lg4 40.hxg6+ Kxg6 Das in Zeitnot eher schnell gezogene fxg6?? verliert sofort: 41.f7 Txd6 (Df8 42.Dxf8 Txf8 43.Lxg4) 42.fxe8D. 41.Db4!? Gibt den Läufer auf d1. 41.Dxd8! hat durchaus Fallstricke für den Nachziehenden: Dxd8 42.Lxg4 hxg5 43.Ta1 Dh8+ 44.Kg2 Dh4 45.Ld7 Dh8 46.Th1 Dd8 47.Kg3 Dxd7 48.Th8 Txa4 49.Tg8+ Kh7 50.Tg7+ Kh6 51.Th2+ Dh3+ 52.Txh3 matt. Bei Dxd8 42.Lxg4 und dann h5 (statt hxg5) ist 43.Lh3 gut: Dd6 (oder Kxg5 44.Tf5+ Kh6 45.Lf1 Dd7 46.Tg2 Txa4 47.Le2 und Schwarz verliert) 44.Ta1 Kh7 45.Lf5+ Kg8 46.Tg1 Txa4 47.g6 Dxf6 48.gxf7+ Kf8 (Kxf7 hat 49.Lg6+ Ke7 50.Txf6 Kxf6 51.Lxh5 zur Folge) 49.Tg8+ Kxf7 50.Lg6+ Kxg8 51.Txf6 Kg7 52.Td6 Ta3 53.Kg3 Txd3+ 54.Kh4 und Weiß sollte dank des Angriffs mit seinen Figuren auf den schwarzen König die Oberhand behalten. Nebenbei kann er nämlich ein paar Bauern einsammeln. Lxd1 42.gxh6 Df8?? Ein schmaler Pfad zum Remis ist für beide Seiten Kh7 43.Tg2 De6 44.Tg7+ Kh8 45.De7 Te8 46.Dxe6 Txe6 47.Tf2 Tc5 48.Txf7 Tc8 49.Txa7 Tf8 50.Ta6 Tfxf6 51.Txf6 Txf6 52.a5 Tf2+ 53.Kg1 Ta2 54.Ta8+ Kh7 55.Ta7+ Kxh6 56.axb6 Tb2 57.c5 Le2 58.b7 Lxd3 59.c6 Lxe4 60.c7 Lxb7 61.Txb7 Tc2 62.Tb5 e4 63.Tb4 Txc7 64.Txd4. 43.Tg2+ Kxf6 Kh7 führt zum Matt: 44.Tg7+ Kh8 45.Dd2 Lh5 46.h7 Lg6 47.Dh6 Tc5 48.Tg8+ Dxg8 49.hxg8D+ Kxg8 50.Dg7 matt. 44.Taf2+ Ke6

45.Tg6+! Kd7 f6 reicht auch nicht. 46.De1 Lxa4 47.Tfxf6+ Dxf6 48.Txf6+ Kxf6 49.Dh4+ Kg6 50.Dxd8 Kxh6 51.Df6+ Kh7 52.Kh3 Der König marschiert nach vorne und hilft, das Mattnetz auszuwerfen. Eine Variante dazu: Ld1 53.Kh4 Le2 54.Kg5 Ta1 55.Df7+ Kh8 56.Df2 Lxd3 57.Kg6 Lxe4+ 58.Kf7 Th1 59.Df6+ Kh7 60.Dg7 matt. 46.Dxf8 Txf8 47.h7 Tc5 Th8 48.Txf7+ Ke8 49.Tb7 mit Gewinnstellung. 48.Tg8 Tcc8 49.Txf8?! 49.h8D ist überzeugender: Txg8 50.Txf7+ Kd6 51.Df6+ Kc5 52.De7+ Kc6 53.Tf6 matt. Txf8

50.Txf7+ Txf7 51.h8D Te7 52.Da8 Kd6 53.c5+ bxc5 54.Dd5+ Kc7 55.Dxc5+ Kd8 56.Kg2 Ke8 57.a5 Kf7 58.Kg3 Lb3 59.a6 Kf6 60.Dd6+ Le6 61.Dd8 Ld7 62.Kh4 Lb5?! Le6 verlangt dem Gegner mehr Präzision ab, ist aber auch verloren. 63.Kh5 Lf7+ 64.Kh6 Le8 65.Dd6+ Te6 66.Df8+ Lf7 67.Dd8+ Te7 68.Dh8+ Ke6 69.Kg5 Le8 70.Dg8+ Kd7 71.Dd5+ Kc7 72.Kf6 Tf7+ 73.Kxe5 Te7+ 74.Kf6 Td7 75.De5+ Kb6 76.Dxe8. 63.Dd6+ Te6 64.Df8+ Kg6 65.Df5+ Der Turm ist weg und damit der Sieg und Titel gesichert. 1:0.

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