Reinhard Kühl hält das rote Sweatshirt nach oben: „Wer von Euch hat es damals gehabt?“ Ein paar sind es noch, die sich einst das Rochade-Shirt mit dem Brett vorne drauf und dem Vereinsschriftzug trugen. „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne“, zitierte der Gründer der Rochade Kuppenheim große Worte bei der Feier zu seinem 70. Geburtstag. Kühl lud alle Mitglieder zum Italiener in Kuppenheim ein und ließ in dem Zusammenhang die Vereinshistorie Revue passieren. Vor allem das „Wunder an der Murg“ und die „1000 Tage ungeschlagen“ waren Schlagzeilen, die bis heute unvergessen sind bei den Protagonisten des Aufstiegs. Nicht nur daran erinnerte der Gründervater zwischen Pizza und Pasta.
Als Lehrer kam Kühl von Leonberg nach Kuppenheim an die Realschule und „dachte, ich bringe den Kindern Schach bei. Es waren gleich 15 bis 20 Schüler da und wurden schnell über 30“, erinnert er sich. Dabei kamen nicht nur Realschüler, auch Gymnasiasten wie Alexander Hatz und Jürgen Raub oder die Wendelgaß-Brüder, Ralf und Dietmar, gesellten sich hinzu. Lehrerkollege Heribert Urban und Klaus Harsch, Freund bei der Caissa Rastatt, bedrängten Kühl, doch einen Verein zu gründen. So kam es dazu Ende März 1979. „Für mich ist es eine Freude, dass dieser Schachverein immer noch so gut dasteht und wir immer noch eine Gemeinschaft sind – und die Schachabende weiter lustig bleiben“, sagte Kühl und schloss seine kurze Ansprache, „Dankeschön an Euch, dass das Wunder an der Murg lebt!“
Sein jahrzehntelanger Weggefährte Klaus Harsch berichtete aus den Anfängen und dass die Gründung der Rochade für ihn aus doppeltem Grunde eine besondere war: Es ging dem Gründungsmitglied nicht nur ums Schach – für ihn als Rechtsanwalt war es auch die erste berufliche Vereinsgründung. Kennen gelernt hatten sich die beiden schon 1968 am Wirtschaftsgymnasium. Echte 68er sind sie daher nie geworden. „Reinhard hat alle mit Schach verrückt gemacht“, erinnerte sich Harsch und ulkte darüber, dass der gebürtige Pinneberger damals trotz ein paar Lenze mehr auf dem Buckel in seiner Klasse strandete. „Schach kann er wirklich, wenn man bedenkt, wie faul er ist!“, scherzte der Rastatter mit Blick auf das Talent seines Freunds, der in den Gründerjahren der Rochade mittelbadischer Einzel-Meister wurde. „Aber ohne unseren Druck“ – damit meinte er den zweiten Ehrenpräsidenten der Rochade, Heribert Urban – „hätte Reinhard nicht den Verein gegründet. Dann machte er es aber und machte es hervorragend!“ Nun seien der Jubilar und seine Gattin „Lottchen“ nicht nur zweifache Eltern, sondern mittlerweile auch noch „stolze dreifache Großeltern“.
Um sich nicht lumpen zu lassen, verkündete der oberste Gratulant Harsch hernach auch gleich, dass das Sommerfest im Jubeljahr 2019 auf seinem Anwesen stattfindet, denn: „Reinhard gehört zu meinem Leben wie die Rochade!“