Norwegischer Weltmeister gewinnt Turnier im vierten Anlauf
Carlsen – Grandelius: Weiß schaltet um in den (Opfer-)Angriffsmodus

Von Hartmut Metz
Heimvorteil? Während dieser im Fußball von enormer Bedeutung ist – außer man ist der SV Darmstadt 98 in der Bundesliga –, hat bisher noch keiner einen im Schach festgestellt. Das mag an den fehlenden Zuschauern liegen, die ihre Heroen lautstark nach vorne treiben. Auf den 64 Feldern geht es eben ruhiger zu. Das gilt indes nicht für Magnus Carlsen. Um den Weltmeister schwirren in Norwegen zahlreiche Reporter und begehren Auskünfte über die letzten Läufer- und Springerzüge. Das führte dazu, dass der 25-Jährige beim „Heimspiel“ in Stavanger bisher nie seiner Favoritenrolle gerecht wurde. Erst jetzt bei der vierten Auflage von „Norway Chess“ konnte der stark beanspruchte Carlsen den Wettbewerb gewinnen. Er unterlag zwar dem zweitplatzierten Armenier Lewon Aronjan, überzeugte jedoch in den weiteren acht Begegnungen. Vier Siege und vier Remis summierten sich zu sechs Punkten. Knapp dahinter folgte Aronjan mit 5,5 Zählern. Ebenso wie der Weltranglistensiebte blieben der Franzose Maxime Vachier-Lagrave und Ex-Weltmeister Wesselin Topalow (Bulgarien), der sonst häufig die meisten entschiedenen Partien aufweist, ungeschlagen.
Ebenso schloss sein Erzrivale Wladimir Kramnik (Russland) den hochkarätigen Wettbewerb mit fünf Punkten ab. Die Außenseiter Li Chao (China) und Pentala Harikrishna (Indien/beide 4,5) blieben vor Anish Giri (4). Der Niederländer, der beim WM-Kandidatenturnier alle Partien remisiert hatte, musste diesmal gleich zweimal aufgeben. Enttäuschend schnitt der Ukrainer Pawel Eljanow (3) ab. Letzter wurde erwartungsgemäß der zweite Skandinavier, Nils Grandelius (2,5). Der Schwede zeigte jedoch wenig Respekt vor den Top-Großmeistern und ging nicht nur Weltmeister Carlsen mit den schwarzen Steinen forsch an.

W: Carlsen S: Grandelius
1.e4 c5 2.Sf3 Sf6 3.e5 Sd5 4.Sc3 Sxc3 e6 gibt es ebenso, wonach Weiß die Wahl hat zwischen den spielbaren Zügen Sxd5, Se4, d4 und sogar 5.g3. 5.dxc3 Sc6 6.Lf4 Db6 7.Dc1!? 7.b3 h6 8.h4 Dc7 9.Dd2 e6 10.0–0–0 a6 11.Kb1 b5 12.c4 b4 13.Ld3 a5 14.De2 Lb7 15.Le4 a4 geschah 2014 in Dubai im Schnellschach zwischen den Großmeistern Wang Hao und Ipatow. f6!? Sehr mutig und ambitioniert vorgetragen. 8.Lc4!? Solider ist 8.h3 fxe5 9.Sxe5 Sxe5 10.Lxe5 De6 11.De3 d6 12.Lb5+ Ld7 13.Lxd7+ Kxd7 14.0–0–0 Kc8 (Kc6 15.Df3+ Kb6 16.Lf4 Dxa2 17.b3) 15.Lg3 Dxe3+ 16.fxe3 Kd7 17.e4 und Weiß steht etwas besser. g5 9.Lg3 g4 10.exf6!? Ein interessanter Gewinnversuch des Weltmeisters. 10.Sh4 Sxe5 11.Lxe5 fxe5 12.De3 Lg7 13.Sf5 Lf6 14.Sg3 (14.0–0–0 erlaubt den Konter d5! 15.Ld3 c4 mit Figurenverlust) d6 15.0–0–0 Ld7 Schwarz hat alle Probleme überwunden und steht etwas besser. gxf3 11.Df4 fxg2 12.Tg1 Sa5 Zwingt Carlsen zu einer Entscheidung mit dem f-Bauern. Ein Fest für Patzer ist natürlich Dxb2??

13.f7+ Kd8 14.Dc7 matt.

13.f7+ Kd8 14.Ld5 Lh6? Besser ist die Zugfolge d6 15.0–0–0 Kc7 16.Txg2 Lh3 17.Tgg1 Db5 18.Lh4 e6 19.Le4 Da4 20.Kb1 e5 21.Df3 h5 22.Tg8! (22.Dxh3 Dxe4) Lg4 23.Dd3 Lxd1 24.Txh8 Sc6 25.Lf6 Lg4 26.Lg7 Le6 27.Lxf8 Dxa2+ 28.Kc1 d5 29.Ld6+ Kxd6 30.Txa8 Lxf7 31.Lf5, auch wenn Schwarz nun in Schwierigkeiten steckt. 15.De5! Tf8 16.Lh4

Txf7 Nur so ist das Matt auf e7 zu verhindern. 17.Lxf7 Sc6 18.Dg3! Am aktivsten. 18.Dh8+ Kc7 19.Tb1 d6 20.Dxh7 Lf4 21.Lg3 Lxg3 22.hxg3 Lg4 23.Ld5 c4 24.Txg2 sollte ebenfalls gewinnen. Dxb2 19.Td1 Dxc2 20.Ld5 Schwarz hat zwar nun zwei Bauern eingeheimst, aber der Damenflügel bleibt unterentwickelt. Df5 21.Txg2 Lf4 22.Df3 Kc7? Der Wunsch, den König in Sicherheit zu bringen, ist verständlich, aber jetzt falsch. 23.Tg5! Df8

24.Lg3 24.Lxc6 gewinnt einfacher: bxc6 25.Lg3 e5 26.Txe5 Ld2+ 27.Txd2 Dxf3 28.Tf5+ Dxg3 29.hxg3. e5 25.Th5 a5 26.Txh7 Ta6 27.Tf7 De8 28.Kf1 Lxg3 29.hxg3 Dh8 30.Kg2 Der Sturm ist für beide Seiten vorüber. Weiß verbleibt jedoch mit einer Qualität mehr. Sd8 31.Tf8 Dg7 32.Th1 Th6 33.Txh6 Dxh6 34.Df6 Dxf6 35.Txf6 d6 36.Kf3 b5 37.g4 Kd7 38.Th6 Gegen den Bauerndurchmarsch gibt es keine Verteidigung mehr. 1:0.

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