Schuh und Kresovic sichern Sieg über Dreisamtal

Die Rochade Kuppenheim hat nach einem Spieltag Pause wieder die Tabellenführung in der Verbandsliga Süd übernommen. Durch ein knappes 4,5:3,5 über Dreisamtal konnte die Schachgemeinschaft die Scharte der siebten Runde mit der Niederlage gegen den schärfsten Verfolger Freiburg-Zähringen etwas auswetzen: Ebenso wie die Breisgauer und Baden-Baden IV weist Kuppenheim nun 12:4 Punkte auf, hat aber die besten Brettpunkte vorzuweisen. Allerdings haben die beiden Verfolger mit 37 Brettpunkten nur einen halben Brettpunkt weniger auf dem Konto! Freiburg-Zähringen hat dabei wohl die besten Titelchancen mit der leichtesten Aufgabe gegen den Tabellenachten Sasbach (5:11). Der Gegner der Kurstädter ist mit Dreiländereck nominell der stärkste, kaum nach stehen diesen die Oberwindener. Beide haben allerdings nur 6:12 Zähler auf dem Konto und haben wie Sasbach den Klassenerhalt sicher. Oberwinden I dürfte die eigene Reserve nicht sonderlich schwächen wollen, kämpft doch diese in der Landesliga gleichzeitig mit Kuppenheim II (beide 5:11) um den Klassenerhalt.

Velimir Kresovic ist in seinem Element, wenn er den Angstschweiß des gegnerischen Königs riecht.

4:4 würde am letzten Spieltag Aufstieg sichern

So oder so: Der Rochade genügt immerhin ein 4:4, um in die Oberliga aufzusteigen. Die Neugliederung der Klassen nach dem Zusammenschluss von Baden und Württemberg macht es möglich. Aus beiden badischen Verbandsligen steigen die beiden besten Teams auf. Zudem der punktbeste Tabellendritte. Weil im Norden der Dritte schon sechs Minuspunkte aufweist, reichen den drei vorne liegenden Süd-Teams jeweils 4:4, um mit 13:5 Punkten Rang drei abzusichern. Das unterlegene Dreisamtal hat dank der besten Brettpunkte auch noch Chancen auf den Aufstieg, sollte einer der Spitzenmannschaften patzen und verlieren. Entsprechend spannend dürfte es bis zum letzten Zug bleiben – außer das Trio sichert lieber durch schnelle 4:4 den Aufstiegsplatz ab.

Hubert Schuh zeigt in einem vermeintlich einfachen Endspiel Einfallsreichtum und verleitet den Gegner in Zeitnot zu einem Fehler.

Kampfloser Sieg für Alexander Hatz: Stankovic fällt krank aus

Gegen Dreisamtal half der Rochade Kollege Zufall: Bei den Gästen fiel Zeljko Stankovic kurzfristig krank aus! Ohne ihre starke Nummer vier mussten die hinteren Bretter nicht nur aufrücken, sondern Alexander Hatz gewann kampflos. Das sollte letztlich entscheidend sein, obwohl bei der Rochade mit Markus Merklinger und Jochen Klumpp, der ebenfalls kurzfristig passen musste, ebenfalls wichtige Stammkräfte fehlten! Nominell wäre sonst Dreisamtal im Schnitt pro Brett 80 DWZ stärker gewesen. So entwickelte sich zwar auch ein spannendes Duell, allerdings mit Vorteilen für die Rochade. Zunächst schienen Joachim Kick und Hartmut Metz auf einem guten Weg zu Siegen zu sein. Kick nahm Max Scherer im Duell der Kapitäne einen Bauern ab. An Brett zwei folgte Metz der perfekten Vorbereitung von Großmeister Philipp Schlosser am Donnerstag zuvor. IM Goran Milosevic stand kurz vor dem K.o. Doch Metz griff bei dem Bauern auf a5 einen Zug zu früh zu. Hätte er erst seinen b5-Bauern mit Angriff auf die schwarze Dame mit Tempo nach vorne gezogen, wäre die Partie rasch zu Ende gewesen. So rettete sich Milosevic ins Remis. Bisher gab es in dieser Saison bei dem IM nur Friedensschlüsse.

Am Spitzenbrett stehen beide Seiten etwas schlechter!

Damit stand es 2:3 aus Kuppenheimer Sicht. Thilo Ehmann remisierte als Nachziehender mit dem für ihn unangenehm zu spielenden Branko Filipovic. Der IM schien eine gefährliche Angriffsstellung zu besitzen, doch das Rochade-Ass verteidigte sich präzise. Kurioserweise kam es zu Friedensverhandlungen, weil beide Seiten glaubten, etwas schlechter zu stehen!
Hoffnungslos war die Lage derweil bei den nominell größten Kuppenheimern Außenseitern: Michael Lorenz büßte eine Figur ein, weil er eine Bauerngabel nicht bedachte. Die kostete zwar nicht auf b4 die Figur – aber auf der siebten Reihe, wo die anderen Leichtfiguren zur Beute von Georg Eppinger wurden. Lorenz schleppte zwar die Partie an Brett sieben noch lange hin, indes bestand im Endspiel keinerlei Hoffnung auf Rettung. Genauso war es bei Marlon Meier. Das Kuppenheimer Talent agierte zwar mutig gegen Hans-Elmar Schwing. Der zigfache badische Pokalsieger pflückte aber unbeeindruckt einen Bauern nach dem anderen aus der schwarzen Stellung. Letztlich musste Meier die weiße Fahne hissen gegen den neben Filipovic unangenehmsten Dreisamtäler.

„Schach macht nicht immer Spaß – außer man schaut Velimir zu“

Inzwischen zeichneten sich weitere Ergebnisse ab: Kick zeigte wieder seine Verwertungsschwäche. Im Springer-Endspiel fehlte es dem Rochade-Kapitän an Präzision. Immerhin konnte er aber eine Zugwiederholung gegen Scherer einleiten. Dieser hätte der Vorkämpfer der Gäste nur vermeiden können, wenn er auf Verlust gespielt hätte … So glich Velimir Kresovic sehenswert zum 3,5:3,5 aus. Die Nummer sechs der Rochade gewann erst eine Figur, opferte diese jedoch für Angriff zurück. Mit taktischen Schlägen trieb Weiß den schwarzen König vor bis nach g6 und von dort weiter nach e7. Andreas Groehn, der mit 5,5/7 zu den Topscorern des Gegners zählte, verteidigte sich trotz Zeitnot lange zäh. Am Schluss ging es jedoch seinem König an den Kragen. „Schach macht nicht immer Spaß – außer man schaut Velimir zu“, befand Damir Caleta, der im Landesliga-Team ebenso punktete.

Zeitnot kostet Dreisamtal Zählbares

Beim sich abzeichnenden 3,5:3,5 war klar, dass der Partie zwischen Parwis Nabavi und Hubert Schuh entscheidende Bedeutung zukam. In Zeitnot des Gegners blieb der ehemalige Bundesligaspieler gewohnt stoisch, während Weiß hektisch agierte. Im Doppel-Läufer-Endspiel mit jeweils einem Turm erhöhte Schuh zunehmend den Druck, bis Nabavi bei der nicht leichten Entscheidungsfindung fehlgriff. Der Patzer kostete zwar keinen Bauern, bescherte jedoch Schwarz einen mächtigen Freibauern, der bis nach b2 vordrang. Dort war seine Umwandlung nur unter Preisgabe des Turms aufzuhalten. Eine Topleistung von Schuh, der mit seinem Einfallsreichtum seinen Rivalen vor Probleme stellte, die dieser mit nur noch 30 Sekunden auf der Uhr als Zugabe nicht meisterte. Insgesamt war der Kuppenheimer Sieg verdient, wurde allerdings schon von dem Stankovic-Ausfall stark begünstigt.

    SGR Kuppenheim 2090     SGEM Dreisamtal 2164 4.08
1 1 Ehmann, Thilo 2306   2 Filipovic, Branko 2304 ½ ½ 0.50
2 6 Metz, Hartmut 2188   3 Milosevic, Goran 2234 ½ ½ 0.43
3 8 Meier, Marlon 2076   4 Schwing, Hans-Elmar 2236 0 1 0.29
4 10 Kick, Joachim 2098   6 Scherer, Max 2093 ½ ½ 0.51
5 11 Schuh, Hubert 2215   7 Nabavi, Parwis 2062 1 0 0.71
6 13 Kresovic, Velimir 2035   8 Groehn, Andreas 2061 1 0 0.46
7 15 Lorenz, Michael 1897   15 Eppinger, Georg 2161 0 1 0.18
8 16 Hatz, Alexander 1907         + 1.00