Rochade-Rekordspieler Ralf Gantner fehlt höchstens bei Hexenschuss! |
Vereine, die Mitglieder wie Ralf Gantner haben, müssen sich keine Sorgen machen! Er ist immer da, wenn er gebraucht wird. An der Seite von Wolfgang Kaupp, Hussain Chaltchi, Michael Lorenz und jetzt Thomas Braun fungierte der ewige „Rochadnik“ als Jugendtrainer. Überdies ist der Bruder von Uwe Gantner der Rekordspieler des Vereins: 1980 stieß der Jugendliche zur Rochade, bereits ein Jahr nach der Gründung der Schachgemeinschaft. Dass er mal bei einem Mannschaftskampf fehlte? Gantner kann sich kaum daran erinnern. „Vielleicht in der Bundeswehrzeit mal in den 80ern – aber nein, da fuhr ich immer heim an den Wochenenden“, berichtet er. Ansonsten? „Ich hatte mal einen Hexenschuss. Ja, da fehlte ich meines Wissens!“ Somit dürfte er in 36 Jahren an die 320 Punktspiele bestritten haben für seinen Verein. Heute wird Ralf Gantner 50 Jahre alt, und Präsident Michael Waschek ehrt das treue Urgestein. Für den Hauenebersteiner fing alles im Jahr 1980 an, „als ich mit 13 das erste Mal in Berührung mit Schach kam, durch die Schach-AG der Realschule Kuppenheim. Meine großen Lehrer fanden sich in den Rochade-Gründern Heribert Urban und Reinhard Kühl. Witzigerweise war mein jüngerer Bruder Uwe früher als ich in der Schach-AG, ich sträubte mich anfangs etwa ein halbes Jahr, ebenfalls die Klötzchen zu schieben“, erzählt der sportliche Gantner, der auch sehr gut Tischtennis beim TTC Muggensturm und Tennis spielte. „Dann schlug es plötzlich wie ein Meteorit ein!“, berichtet er vom Sinneswandel, „die Leidenschaft war entbrannt.
Ich stopfte mich wie ein Theoriehai voll mit Eröffnungen, ohne Schach wirklich zu verstehen. Meine Ingo-Zahl lag zu besten Zeiten meines Wissens bei 121“ (Anmerkung: Das dürfte heute, unter Berücksichtigung der Rating-Inflation, etwa 2000 DWZ entsprechen). „Mein größter Fehler war lange: Ich versuchte mich in den Partien immer krampfhaft an die Theorie zu erinnern und schlitterte oft ins Verderben, da ich Züge spielte, ohne hierbei die Varianten selbst zu berechnen. Zudem war e4 für mich eventuell der falsche erste Zug. Hier bugsierte ich mich in waghalsige Varianten und musste dem, ähnlich meinem Schachfreund Toni Stückl, in Zeitnot oft Tribut zollen“, analysiert der Landesliga-Spieler der Rochade.
Jugendtrainer: Ralf Gantner (rechts) mit dem damaligen Jugendtrainer Hussain Chaltchi (links) und den Gewinnern des Weihnachtsturniers.
„Ein Jahr, in der Saison 1992/1993, durfte ich bei der Rochade sogar in der Verbandsliga spielen. Ein Highlight meiner Schachkarriere. Hierzu gehört sicherlich der Mannschaftspokalsieg gegen Freiburg 1889. Die beachtenswertesten Resultate erzielte ich gegen Robert Sutterer (zweimal remis) sowie Daniel Ackermann und Hartmut Metz (je einmal remis). In den aktiven Jahren spielte ich regelmäßig in der zweiten Mannschaft, meist in der Landesliga. Mein Weg in Richtung DWZ 2000 blieb in den Jahren 1980-2015 aus. Erst im Vorjahr hatte ich in der Verbandsrunde bzw. einigen Turnieren das Gefühl, auch gegen Spieler zwischen DWZ 2000-2200 eventuell mithalten zu können. Insbesondere in Untergrombach waren einige Überraschungen möglich“, führt der Jubilar aus und schiebt nach, „in Karlsruhe beim Grenke-Open (B-Gruppe) hätte ich mit einem Sieg in der letzten Runde Platz sieben von mehr als 300 Teilnehmern erreichen können. Stattdessen verlor ich durch einen Turmeinsteller etwas unnötig gegen die Amazone Jasmin Mangei.“
Ziele hat Gantner weiterhin: „Ich möchte noch die Schallmauer von 2000 DWZ durchbrechen“, hält sich der 50-Jährige nicht zu alt für Fortschritte, um seine Zahl von 1811 deutlich zu verbessern. Grund für Optimismus sieht das Urgestein vor allem durch seine „erfolgreiche Eröffnungsumstellung in ruhigere Gefilde und ein stetes Analysetraining mit Verzicht auf Gezocke im Internet. Derzeit spiele ich nur noch 15-Minuten-Partien.“ Falls Gantner doch an dem Ziel scheitert, hat er einen Alternativplan: „Patrick Karcher wird mir dann in seiner zweiten Auflage des Buches ,DWZ Plus – Talent wird überschätzt‘ das Vorwort widmen …“
Die Rochade wünscht Ralf Gantner alles Gute zum 50. Geburtstag und dass er noch viele, viele Jahre positiv für seine Schachgemeinschaft wirken kann – selbst am Brett wie im Jugendbereich!
Zwei aktuellere Partien suchte er für die Leser der Homepage heraus: Hubert Weßbecher schlug er mit Schwarz beim Achertalpokal 2016 in nur 19 Zügen. Beim Grenke-Open im März 2016 freute sich Ralf Gantner, auf Altmeister Helmut Kaufmann zu treffen – der inzwischen 82-Jährige kreuzte in den Rochade-Gründerjahren oft die Wege der jungen Kuppenheimer Talente.
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