Drei Schach-Meister mit Tischtennisschläger: Mannschafts-Europameister Daniel Fridman (von links), Konstantin Landa und Hartmut Metz

Tischtennis für Schachspieler ein beliebter Ausgleichssport: Europameister und Sekundant Landa trainieren beim TTC Muggensturm
Von Hartmut Metz
Auf dem Brett bevorzugt Daniel Fridman solides Spiel ohne viel Risiko – an der Tischtennisplatte agiert der Mülheimer Schach-Großmeister auch bevorzugt defensiv. Sein Sekundant Konstantin Landa pflegt auf den 64 Feldern die kontrollierte Offensive – hemmungslos drauf schlägt der russische Groß- meister aber beim kleinen Zelluloidball. Mit knall- hartem Vorhand-Topspin versucht der in Dortmund lebende Landa zum Punkt zu kommen. „Wo gibt es hier einen Tischtennisclub?“, begehrte Fridman während des Weltklasse-Schachturniers in Baden- Baden zu wissen. Bei den deutschen Schach-Meisterschaften hatte er regelmäßig mit René Stern in den freien Stunden trainiert und danach ein formidables Ergebnis beim Denksport erzielt. „Hier muss ich also auch spielen“, beschloss Fridman und hatte seine Utensilien mit in die Kurstadt gebracht. Hartmut Metz, der für sein Badisches Tagblatt über das Turnier berichtet, verkündete: „Da gibt es nur einen Verein, der dafür in Betracht kommt: mein TTC Muggensturm!“ Der Träger des Meister-Titels des Schach-Weltverbandes FIDE ist dort bester Spieler und vor allem Präsident. Daher ermahnte er Fridman, rasch im Duell der Mannschafts-Europameister gegen Georg Meier am Freitag zum Ende zu kommen, auf dass man ins Training des TTC pilgern könne. So geschah es mit einem Remis.

Daniel Fridman bevorzugt defensive Strategien fern der 64 Felder

Fridman und Landa, der früher bereits im Tischtennisverein Ligakämpfe bestritt, besitzen ansprechendes Niveau an der Platte. Im Doppel nahmen die beiden in mehreren Spielen Metz und TTC-Materialwart Stefan Rosar drei Sätze ab und verloren ein Spiel so nur 1:3 und ein weiteres mit 2:3. Fridman bewies dabei Qualitäten als Abwehrspieler und brachte auch die gefährlichen Angaben von Metz, die dessen stärkste Waffe sind, glänzend zurück – Rosar verschlug danach viele Unterschnitt-Returns des gebürtigen Rigaers. Ab und an schmetterte Fridman überdies mit seiner Rückhand fulminant – und durfte zu seinem eigenen Erstaunen manchen Punkt damit grinsend feiern („Das klappt sonst nur einmal im Jahr!“). Landa hingegen setzte vor allem auf seine aggressive Vorhand, die kaum zurückzubringen ist, so sie auf der gegnerischen Hälfte einschlägt. Die beiden waren kaum von der Platte wegzubekommen – bis dann auch der letzte Muggensturmer das Training beendete und die Tische abgebaut wurden …
Tischtennis nutzt neuerdings das Ratingsystem im Schach, das von dem ungarischen Mathematiker Arpad Elo stammt. Im Schach heißt der Wert Elo-Zahl, bei der schnellsten Rückschlagsportart nennt sie sich TTR (Tischtennis-Rating). Metz (1501) und Rosar (1269) bringen im Tischtennis gemeinsam mit 2770 noch etwas mehr Ratingpunkte auf die Waage als die Mülheimer Bundesliga-Kameraden Fridman (2667 Elo) und Landa (2642 Elo) jeweils alleine im Schach. Der TTC Muggensturm ist ohnehin beim Schach deutlich stärker als an der Platte: Neben Metz (2320 Elo) besitzt der Club auch noch zwei weitere FIDE-Meister mit Mario Hackel (2299 Elo) und Hans Wiechert (2251 Elo). Die Kombination beider Sportarten ist allgemein äußerst beliebt! Die Weltklassespieler Liviu-Dieter Nisipeanu (Rumänien) und Bartlomiej Macieja (Polen) trainieren eifrig, Nisipeanu ging früher sogar in einer privaten Halle beinahe täglich seinem Lieblingssport nach. „Bester Spieler ist aber wohl Robert Ruck, der in Ungarn in der dritthöchsten Liga spielt“, berichtete Fridman.

Beim Tischtennis aggressiver als beim Schach: Konstantin Landa bevorzugt knallharte Topspins

Den Mülheimer beflügelte wie schon bei der deutschen Meisterschaft die Trainingseinheit. Der Weltranglisten-78. trotzte sogar Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) ein Remis ab und blieb die ersten vier Runden ungeschlagen. Bei seiner Profession wird der 36-Jährige wohl nicht mehr selbst Champion – dafür kann Fridman aber an Aschermittwoch einen wirklich „großen Titel“ holen, sofern er sein Duell mit Nationalmannschaftskollege Arkadij Naiditsch wieder rasch beendet! An Aschermittwoch veranstaltet der TTC Muggensturm alljährlich ein Juxturnier. Im Vorjahr war es die Vesperbrett-WM, heuer geht es um die Bratpfannen-WM! Alle Teilnehmer spielen dabei mit einer Bratpfanne ihrer Wahl Pingpong. Der Sieger erhält natürlich als Trophäe eine wunderbare Bratpfanne. Fridman wie Landa wollen sie unbedingt abräumen.