Arnaudow – Moser: No action required

Eva Moser triumphiert beim Großmeister-Turnier in Augsburg
Von Hartmut Metz
Die Doping-Probe hatte Eva Moser schon bei einem Wettbewerb davor abgeben müssen – beim Groß- meister-Turnier in Augsburg spielte die Baden-Badener Bundesligaspielerin aber wie gedopt: Mit fünf Siegen führte die 31-Jährige die fünf Männer in den ersten Runden vor. „Einen guten Start hatte ich schon oft“, erzählt die zierliche Österreicherin, die diesmal aber nicht einbrach. In den folgenden vier Partien blieb Moser ebenso ungeschlagen und gewann das Turnier mit sensationellen 7,5:1,5 Punkten. Rang zwei ging an Michael Prusikin (7:2). Mit einem Erfolg über den favorisierten Großmeister vom TV Tegernsee war die Weltranglisten-52. in Augsburg gestartet. Wie die seit 25 Jahren die Weltrangliste anführende Ungarin Judit Polgar macht sich Moser keinen Gedanken um ihren Status als Frau. „Mich interessiert nicht, dass ich in Österreich die Nummer eins bin. Ich will bei den Männern in die Top Ten und Herren-Großmeister werden“, betont das Aushängeschild der Alpenrepublik, in der sie bei den Aktiven aktuell auf Position 14 geführt wird. Immerhin wurde Moser bereits einmal österreichischer Staatsmeister beim starken Geschlecht. Als „Schach-Profi“ sieht sich die Betriebswirtin nicht, weil sie als Redakteurin vor allem für das Verbandsorgan „Schach-Aktiv“ in Graz arbeitet.
Eine besonders spektakuläre Partie gelang Moser gegen den drittplatzierten Bulgaren Petar Arnaudow (6:3 Zähler): Bei ihrem fünften Sieg in Folge in Augsburg befanden sich auf dem Brett der starken Dame fünf Damen!

W: Arnaudow S: Moser
1.d4 f5 2.Lg5 h6 3.Lh4 g5 Schwarz will sich nach einer Springer-Entwicklung auf f6 keinen Doppelbauern verpassen, wonach Weiß trachtet. 4.e3 Sf6 Moser fällt natürlich nicht auf den kleinen Trick herein, der wie beim zweizügigen Narrenmatt – der schnellst möglichen Niederlage im Schach nach 1.f4 e6 2.g4 Dh4 matt – entspricht: gxh4?? 5.Dh5 matt. 5.Lg3 d6 6.h4 Nach den kompromittierenden Bauernzügen am Königsflügel will Arnaudow die vorgerückten schwarzen Einheiten ausnutzen. g4 Tg8 kommt ebenso in Betracht, um das Schlagen auf g5 zu entschärfen. 7.Ld3 Sc6 8.Se2 e5 9.Lb5 De7 10.c4 Ld7 11.Sbc3 Lg7 12.d5 Sd8 13.Lxd7+ Dxd7 14.Dc2 0–0 Sf7 15.0–0–0 0–0–0 sieht weniger riskant aus, weil die Bauern den schwarzen König auf dem Damenflügel besser schützen als auf der anderen Seite. 15.e4? Riegelt den Königsflügel ab, auf dem Weiß eigentlich spielen sollte. 15.Lh2 a6 16.Sg3 Se8 17.a4 (17.e4 beschert nur optische Vorteile: f4 18.Sf5 h5 19.f3 g3 20.Lg1 b6 Der Springer auf f5 steht vorerst schön bis zu seinem Abtausch. Die gegnerischen Bauern sind zwar auf den schwarzen Feldern zementiert, aber schränken den Läufer auf g1 ein, der nicht mehr richtig ins Spiel kommt – und somit der Turm auf h1 genauso.) f4 18.Sge2! f3 19.Sg3 fxg2 20.Tg1 Df7 21.Txg2 Df3 22.De4 Sf6 23.Dxf3 gxf3 24.Tg1 Kh7 25.Sge4 spielt sich angenehm für Weiß. f4 16.Lh2 Sh5?! a6 17.a4 c6 wirkt überzeugender, um den Damenflügel aufzureißen, falls Weiß dorthin rochiert. 17.0–0–0 Sf7 18.f3 g3 19.Lg1 De7 20.Kb1 Lf6 21.Sc1 Sh8? Moser möchte den h4–Bauern erobern und wirft zahlreiche Figuren auf das Ziel. Den Bauern gleich zu verspeisen, birgt Risiken: In der dann offenen h-Linie steht zu viel schwarzes Material, das nur erhalten bleibt, wenn die Dame den Läufer auf h4 gedeckt halten kann. 22.b4? 22.c5! forciert ohne Umschweife das Spiel auf dem Flügel. dxc5 23.Sa4 b6 24.Sxc5 bxc5 25.Lxc5 Dd7 26.Lxf8 Txf8 27.Sd3 Sg6 28.Dc5 Sxh4 29.Td2 Ta8 30.Da5 Sg7 31.Tc1 gefällt dem Computer ausgezeichnet – der Mensch scheut jedoch das nominell ungünstige Kräfteverhältnis von Turm gegen zwei Figuren. Im konkreten Fall scheitert nun Se8?? an 32.d6! cxd6 33.Dd5+ Kg7 34.Dxa8. Sg6 23.c5 Sxh4 24.Sb3 b6 25.Tc1 Sg7 26.Sb5 h5 bxc5 27.bxc5 Tfb8. 27.a4 Dd7 28.De2 Tfc8 29.a5? Ein grober Fehler. 29.Kb2 a6 30.Sc3 ist ausgeglichen. bxc5 30.bxc5 a6? Tcb8! nutzt die ungünstig postierten Springer auf der b-Linie aus: 31.c6 Dc8 32.Kc2 Da6! und die zweite Fesselung auf der langen Diagonalen entscheidet, weil 33.Sc3 Dxe2+ 34.Sxe2 Sxg2 hoffnungslos ist. Die beiden Bauern auf der g- und h-Linie sind nur unter Figurenopfer aufzuhalten. 31.c6 De7 32.Sa7 Tcb8 33.Ka2 Tb4 34.Txh4? Eine radikale Lösung, um den Druck auf g2 zu beseitigen. Nach 34.Ka3 Tbb8 (Tab8 scheitert an 35.Lb6! Txb3+ 36.Kxb3 cxb6 37.c7! Ta8 38.axb6) 35.Tc2 kommt Schwarz nämlich nicht weiter. Lxh4 35.Tc4?! 35.Dxa6 ist angezeigt. Tbb8 36.Ta4 Lf6 37.Dxa6 h4

38.Db7!? Ein netter Versuch. 38.Df1! ist indes deutlich stärker und zähmt vorerst die heranrollenden schwarzen Bauern. Df7 h3! gewinnt. In Zeitnot sind die Verwicklungen aber nicht zu überschauen! 39.gxh3 Df7 40.Tb4 Dh5 41.Dxb8+ Txb8 42.Txb8+ Kh7 43.Sd2 Dxh3 44.Tb2 Dh1 45.Lb6 Se8 46.Sb5 g2 47.La7 Lh4 48.a6 Le1 49.Sc4 Df1 50.Tc2 Ld2! 51.Sba3 Lb4 52.Lf2 Dxf2 53.Txf2 g1D 54.Tb2 Lc5. 39.a6 h3 40.gxh3 Dh5 41.Sb5 Se8 Oder Ld8 42.a7 Tc8 43.Dxc8 Txc8 44.a8D Txa8 45.Txa8 Dxf3 46.Txd8+ Kh7 47.Sxc7 De2+ 48.Ka3 f3 49.Se6 Sxe6 50.dxe6 f2 51.Lxf2 gxf2 52.c7 Da6+ 53.Kb2 f1D 54.c8D Dfe2+ 55.Dc2 Dxc2+ 56.Kxc2 Dc4+ 57.Kb2 Dxe6 58.Sd2 De7 59.Tb8 d5 60.exd5 e4 61.Tb3 e3 62.Td3 exd2 63.Txd2 und Weiß kann darauf hoffen, mit Turm und Bauer das Remis zu halten. 42.Sxc7? 42.La7 Tc8 43.Sd2 Dxh3 44.Kb2 Ld8 45.Kc2 hält die Spannung aufrecht. Sxc7 43.Dxc7 43.a7 Tc8. Dxf3 44.Lb6 44.Dxd6 Dxb3+ 45.Ka1 Db1 matt. Dg2+? De2+ beendet den Kampf umgehend. 45.Ka3 Db5 46.Dxd6 Dxb6. 45.Ka3 Dxh3 46.a7 Te8?! Td8 ist präziser. 47.Db7?! 47.Kb2! hofft auf überhastetes g2? (Ted8!) 48.Dxd6 Kg7 49.Kc2 f3 50.Sd2 mit Ausgleich. f3 48.Lc7 f2 49.Lb8 f1D 50.Dxa8 g2 51.Db7 g1D 52.a8D Eine wunderbare Stellung mit fünf Damen auf dem Brett! Pech für Weiß, dass der König auf sich allein gestellt ist. Dc5+ 53.Db4 Fügt sich ins sofortige Matt.

Da1 matt.
Einmalig wäre wohl die Schlussstellung nach 53.Ka2 Dc2+ 54.Ka3 Da1+ 55.Kb4 Dhxb3+ 56.Ka5 Daxa4 matt.


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