Für den Comic-Fan erfüllt sich ein Traum / Norwegisches Heft erscheint zum WM-Auftakt
Anand – Ponomarjow: Weiß zieht – und verpasst die beste Fortsetzung
Wechselbild: Disney

Von Hartmut Metz
Schach-Weltmeister kann ja fast jeder werden – aber auch noch in einem Donald-Duck-Comic zu kommen? Das schafft nur einer: Magnus Carlsen. Das Wunder- kind verkürzte sich schon früher die Zeit zwischen zwei Partien mit Donald-Heften. Die liest der 23-Jährige noch heute. Und deshalb verfiel Redakteur Marius Molaug darauf, den neuen norwegischen Sport-Helden gegen die berühmteste Ente der Welt antreten zu lassen. Gestern erschien nun das Heft rechtzeitig zum heutigen WM-Auftakt gegen den Inder Viswanathan Anand. Carlsen war sofort begeistert von der Idee: Damit hätte er zwei seiner „wichtigsten Lebensziele verwirklicht: in einer Donald-Duck-Geschichte aufzu- tauchen“ und Gast in dem beliebten Satire-TV-Programm „Nytt på Nytt“ zu sein. Die Norweger haben auch schon ihr Skilanglauf-Ass Petter Northug in dem beliebten Comic verewigt, der zu Spitzenzeiten 250 000 Abnehmer unter den nur vier Millionen Norwegern fand. „Bei Magnus Carlsen ist das Besondere, dass er auch die Geschichte selbst mitentwickelte“, berichtet Molaug vom Redaktionsbesuch des Schachgenies. In der zehnseitigen Story besucht die berühmteste Ente der Welt das „Duckburg Chess Festival“ (wie es in der englischen Vorlage heißt). Tick, Trick und Track will er weismachen, dass Schach ein reines Glücksspiel sei.

Schluck! Maxpuls Clarsyn schlägt Donald Duck, der sich nach ersten Erfolgen bereits für den Schach-König hielt. Foto: Disney

Weil Weltmeister Maxpuls Clarsyn nach Entenhausen kommt, schlagen seine drei cleveren Neffen vor, Donald solle doch bei einem Simultan gegen den Champion seine Behauptung belegen – weil es um den Abwasch geht, schlägt der sympathische Choleriker ein. Binnen kürzester Zeit steigert sich Donald Duck und schlägt sogar den Schachcomputer von Daniel Düsentrieb. Aber am Schluss läuft es wie immer unglücklich für den ewigen Verlierer: Donald Duck wird zum einen – wie manches Schach-Genie in der Realität – größenwahnsinnig. Zum anderen weist ihm Maxpuls Clarsyn nach, dass er nach 37 Zügen aufgeben kann. Wieder bei Sinnen, endet die arme Ente zur Freude seiner Neffen missgelaunt an der heimischen Spüle.
Die lustige Geschichte ist bereits in englischer Sprache konzipiert. Dort heißt der zeichnerisch am Kopf einer Erdnuss nachempfundene Carlsen witzig Madmoves Calmson – fast das Gegenteil der norwegischen Bedeutung, denn Maxpuls weist auf maximalen Puls bei anstrengendem Training hin. Und Clarsyn steht für jemand, der einschätzen kann, was psychisch vor sich geht. Der Egmont Ehapa Verlag erwägt ebenfalls, die zehn Seiten alsbald in einem deutschen Heft zu veröffentlichen, erläutert der Norweger Molaug überdies.
Im realen Leben hat es Magnus Carlsen ab heute wohl etwas schwerer als gegen Donald: Viswanathan Anand wartet im russischen Sotschi auf ihn. Der Inder will Revanche für die WM-Niederlage im Vorjahr. Dort agierte der Titelverteidiger zu ängstlich und unterlag 3,5:6,5. Zuletzt fand Anand jedoch seine Spielfreude wieder, verwarf Rücktrittsgedanken und trumpfte auf. Beim Grand-Slam-Finale in Bilbao siegte der „Tiger von Madras“ souverän. Ruslan Ponomarjow blieb in der folgenden schönen Partie chancenlos – ein kleiner Ersatz für das Duell zwischen Maxpuls Clarsyn und Donald Duck, das leider noch in keiner Datenbank zu finden ist …

W: Anand S: Ponomarjow
1.d4 d6 2.Sf3 g6 3.c4 Lg7 4.Sc3 Sf6 5.e4 0–0 6.h3 e5 7.d5 a5 8.Le3 Sa6 9.g4 Sc5 10.Sd2 c6 11.Le2 Ld7 12.g5 Se8 13.h4 f6 14.Sb3 b6 15.Sxc5 bxc5 16.Dd2 fxg5 17.hxg5 cxd5?
Db6 sollte geschehen. 18.Sxd5? An dieser Stelle hätte bereits 18.Dxd5+! gewonnen: Tf7 (Kh8 19.0–0–0 und gegen das Opfer auf h7 gibt es keine gute Verteidigung mehr: Dc8 20.Txh7+ Kxh7 21.Th1+ Lh3 22.Lf1 Tf3 23.Lxh3 Txh3 24.Txh3+ Dxh3 25.Dxa8 Df1+ 26.Kc2 Sc7 27.Dc8 Dxc4 28.Dxc7) 19.Txh7 Sc7 (Ta6 ist besser, aber letztlich einfach verloren.) 20.Txg7+ Kxg7 21.Dxd6. Tf7 19.0–0–0 Tb8 20.Th2 Le6 21.Sc3 Db6 22.Sb5 Lf8 23.a4 Db7 24.Dc2 Le7 25.Kb1 Dc6 26.Ld2 Ld8 27.Dd3 Tbb7 28.Tf1 Tf8 29.f4 exf4 30.Txf4 Txf4 31.Lxf4 Tf7 32.Ld2 Le7 33.Tg2 Db6 34.Lg4! Der Abtausch des Läufers schwächt die weißen Felder empfindlich im schwarzen Lager. Lxg4 35.Txg4 Sc7 36.Tf4 Se6 37.Txf7 Kxf7 38.Dd5 Dd8 39.Ka2 Anand darf in aller Ruhe auch noch seinen König sicherer postieren, weil sich der Gegner kaum mehr rühren kann. Lf8 40.Lf4 Dd7 41.b3 Le7 42.Sxd6+ Kf8 43.e5! Sxg5 Lxd6 reicht nicht wegen 44.Lg3! und nachdem der Läufer in Sicherheit ist, nimmt Anand anschließend auf d6. 44.exd6?? erlaubt Sxf4 und bei sofortigem Sxf4 setzt 44.Df7 matt. 44.Dxc5 Dg4 45.Lc1 h5 46.Dxa5 Dg2+ 47.Lb2 h4 48.Db5 Da8 49.c5 h3 50.c6 Ld8 h2 51.Db7! Dxb7 52.cxb7 h1D 53.b8D+ Kg7 54.e6+ Lf6 55.Se8+ Kh6 56.Sxf6. 51.Dd5 51.e6 führt in neun Zügen zum Matt. Anand spielt aber lieber sicher. Lc7 52.Lc1 Da5 53.Sb5 De1 54.La3+ 54.Lxg5 gewinnt ebenso. Kg7 55.Sxc7 h2 56.Se8+ Kh6 57.Sf6 De2+ 58.Lb2 Se4 59.Dxe4 Dxe4 60.Sxe4 h1D 61.c7 Der Bauer geht zur Dame. Ponomarjow gab auf wegen Dh3 62.Sd6 Dd7 63.c8D. 1:0.

Das Cover des norwegischen Donald-Duck-Hefts. Foto: Disney

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