Die Rochade Kuppenheim hat die günstige Gelegenheit verpasst, überraschend mit 4:0 Punkten in die Schach-Oberliga Baden zu starten. Gegen den SC Brombach war der Aufsteiger sogar ausnahmsweise leicht favorisiert, weil dem ehemaligen Zweitligisten die vier Topspieler fehlten. Sie alle waren am Sonntag in der Schweizer Nationalliga im Einsatz. Das Team wurde dennoch von drei Schweizern angeführt: FM Dorian Jäggi, IM Heinz Wirthensohn und dem ehemaligen Nationalspieler FM Matthias Rüfenacht. Zwei der drei sorgten auch für die 3:1-Führung der Gäste. Danach konnte der Tabellenvierte nicht mehr die Wende erzwingen. Die Rumpftruppe von der Schweizer Grenze verpasste sogar eher einen höheren Sieg als das knappe 4,5:3,5. Hartmut Metz und Markus Merklinger retteten sich nur mit Mühe ins Remis – an beiden Brettern hatten die Rochade-Fans mehr erhofft. Metz war nach misshandelter Eröffnung mit dem Remis gegen Matthias Paul aber bestens bedient.

Schachbuch-Autor Patrick Karcher gelingt sein erster Saisonsieg.

Merklinger versäumte gegen Jonas Hecht einen leichten positionellen Vorteil. Er säte stattdessen Wind mit seinem leicht zu parierenden Angriff und hätte mit dem drohenden Damenopfer nebst Matt durch zwei Türme fast Sturm geerntet. Nach dem 1:1 verlor IM Daniel Roos am Spitzenbrett gegen den auftrumpfenden Jäggi. Der Brombacher verzögerte gekonnt das natürlich wirkende Schlagen mit dem Bauern auf c6 nach b7 mit Schach – und nutzte den c6-Bauern hernach, um gegen die lange Rochade eine tödliche Mattkombination auszupacken. Jean-Luc Roos zog ebenso am Tisch daneben den Kürzeren. Mit Wirthensohn lieferte sich der Bruder von Daniel eine ellenlange Theoriediskussion, wobei der Brombacher IM sich länger auskannte. Roos unterband nicht eine Stellungsöffnung im Zentrum und hatte fortan einen schweren Stand. Schwarz verwertete gekonnt seinen Mehrbauern.
Das Duell war spätestens dann verloren, als auch der Matchwinner von Emmendingen, Jochen Klumpp, aufgeben musste. „Ich hatte einen falschen Plan gefasst“, erklärte der Kuppenheimer seine Niederlage gegen Marc Schwierskott, der nach einem verfehlten weißen Damentausch in die Offensive ging und diese nutzte. Patrick Karcher machte Druck gegen die Stellung von Tobias Resa. Als dieser einen Patzer machte, war das Matt nicht mehr zu verhindern. Mit dem schönen Sieg verkürzte Karcher an Brett vier auf 2:4. Hubert Schuh und Joachim Kick versuchten nach knapp sechs Stunden alles – aber Fernschach-Großmeister Rüfenacht verteidigte gegen Schuh das Remis in einem Turmendspiel. So bedeutete der konsequent herausgespielte Erfolg von Kick lediglich Resultatskosmetik zum 3,5:4,5. Den h- und g-Bauer verwertete der Rochade-Kapitän im Springerendspiel mit leichter Hand.
Im nächsten Heimspiel am 14. November im Alten Rathaus (das sich neben dem Alten Kindergarten befindet) muss Kuppenheim nun gegen Mitaufsteiger Karlsruher SF unbedingt punkten, will der Verbandsliga-Meister nicht wieder aus dem badischen Oberhaus fliegen. Auch wenn der andere Aufsteiger nominell ebenso überlegen ist – alle folgenden Gegner sind mit ihren Großmeistern und Profis noch mehr haushoher Favorit gegen die Rochade. Die Schachgemeinschaft will daher mit zwei neuen Kräften in das Abstiegsduell gehen, um eine kleine Chance auf den Klassenerhalt zu bewahren nach der Schlappe gegen Brombach.