Seine Freunde bei der Rochade Kuppenheim schätzen ihn nicht nur wegen seiner Spielkunst. Sie mögen Jean-Luc Roos auch vor allem wegen seiner humorvollen Art, die immer wieder für Unterhaltung und lustige Sprüche mit hübscher französischer Klangfärbung sorgt! So blieb der Oberliga-Spieler im Herzen jung. Aber am 3. Juni 2025 feierte der Internationale Meister (IM) aus Straßburg tatsächlich seinen 70. Geburtstag! Alle Rochade-Mitglieder gratulieren dem lustigen Gallier herzlich und wünschen ihm alles Gute, nicht nur auf den 64 Feldern!
Kuppenheimer lieben „alten Patzer“ und Ulknudel
„Jetzt bin ich nur noch ein alter Patzer, der seinen Kuppenheimer Freunden sehr dankbar dafür ist, dass sie ihm einen kleinen Platz in ihrer Mannschaft gewähren“, ulkte Jean-Luc Roos bescheiden als er sich vor 14 Jahren der Rochade anschloss. Zudem fügte er an: „Ich zweifele, ob ich eine Verstärkung bin.“ Der Zweifel ist im letzten Fünftel seines Lebens seit 2011 verflogen. Den Franzosen schätzten sie schließlich schon seit vielen Jahren. Günther Tammert spielte mit dem Jubilar schon vor rund vier Jahrzehnten bei CE Straßburg (CES) in einem Team und nutzte 2011 seine seitdem bestehenden Verbindungen zu seinem alten Schachfreund. Nachdem die SG Heidelberg-Handschuhsheim aus der Bundesliga abgestiegen war und Dritter in der zweiten Liga wurde, zog der Verein die Mannschaft zurück und meldete nur noch für die Verbandsliga. Tammert sprach deshalb Roos an, ob er nicht in der Oberliga für Kuppenheim spielen wolle – und der Wechsel des sympathischen Elsässers war rasch perfekt
Ansprüche stellt der IM keine. „Ich habe die letzte Zeit schlecht gespielt. Ich hoffe, dass ich dieses Jahr wieder mehr Erfolg habe“, äußerte er damals, nachdem er auf 2235 Elo absackte. „Ich spiele an jedem Brett, habe Lust zu spielen und bin ein Mannschaftskamerad mit Kampfgeist“, versprach Roos und hielt Wort. Langweilige Partien sind sein Ding nicht, was zwar manchmal zu unnötigen Niederlagen führte, aber auch manchen vollen Punkt zusätzlich brachte.
Spross einer berühmten Straßburger Schach-Familie
Michel Roos, Vater der berühmten Schach-Familie, initiierte nicht nur mit CES 1980 die französische Liga, sondern seine Kinder sorgten auch dafür, dass die Elsässer die ersten sechs Landesmeisterschaften gewannen! Wie Jean-Luc sind auch seine Brüder Daniel und Louis IM, die 2021 leider mit 67 Jahren zu früh verstorbene Schwester Céline war zudem Frauen-IM! Der 2002 verstorbene Michel Roos wurde 1964 französischer Einzelmeister. Mutter Jacqueline erreichte den Titel als Fernschach-Großmeisterin. Jean-Luc Roos holte außerdem mit CES zehnmal den französischen Mannschaftspokal und wurde mit Miskolc 1996 sogar einmal ungarischer Meister. Mit dem SK Zähringen und Heidelberg-Handschuhsheim spielte der IM zu Glanzzeiten in der ersten Bundesliga. Seinen IM-Titel machte er 1994 perfekt. Als größte Einzelerfolge nennt Roos seinen ersten Titel als elsässischer Meister 1975 und die französischen Studenten-Meisterschaften 1977 und 1981.

In Baden-Baden gewann er überdies das Open 1979. Beachtlich ist zudem sein geteilter erster Rang in Val Thorens 1981 mit den Großmeistern Miso Cebalo und Michail Suba. Bei der Senioren-WM 2025 in Prag trumpfte JLR zuletzt in der Altersklasse Ü65 auf: Frankreich II kam mit starken 11:7 Punkten dank ihm und seiner viertbesten Performance am Spitzenbrett auf Rang elf unter den 54 Teams ein. Dabei schlug der damals 69-Jährige auch den ehemaligen Senioren-Weltmeister und Großmeister Anatoli Waisser, der Frankreich I an vorderster Front vertrat.
Simultan-Weltrekordler: Mit über 30.000 Partien ist noch lange nicht Schluss
Weltrekordler ist der Straßburger auch vermutlich: Wie schon mehrfach auf dieser Homepage berichtet wurde, lädt der umtriebige IM regelmäßig in seiner Heimatstadt zu Simultans auf öffentlichen Plätzen ein: Jeder kann sich an die aufgebauten Bretter setzen und ein Partiechen mit Jean-Luc spielen. Anschließend gibt er Ratschläge, was die Kontrahenten hätten besser machen können. Seinen Schätzungen nach hat der Jubilar in all der Zeit mehr als 30.000 Simultanpartien gespielt! Und noch ist lange nicht Schluss …
Opfer-Orgie gegen Zoltan Almasi
Seine Klasse bewies Jean-Luc Roos in zahllosen Partien. Manchen Großmeister konnte der kleine Gallier bezwingen. Einige schöne Beispiele aus seiner Karriere hat Jean-Luc herausgesucht und finden sich hier zum Nachspielen. Unter anderem schlug JLR den späteren Weltklasse-Großmeister Zoltan Almasi mit einer Opfer-Orgie sehenswert. Die Rochade Kuppenheim freut sich auf weitere Jahre mit ihrem schlagkräftigen wie humorvollen „Asterix“!
Die Familie Roos findet sich sogar beim französischen Wikipedia! Der Link zu Michel Roos, dem Vater der vier IM, lautet: http://fr.wikipedia.org/wiki/Michel_Roos