Erstes Schach-Turnier der Generationen macht allen Spaß / Sieg über Papa am wichtigsten

Die 84-jährige Berta Bodenröder ringt ihrem Trainer Respekt ab. „Sie kämpft immer bis zur letzten Patrone und gibt nie auf!“, lobt Thomas Braun die Selbacherin. Unverdrossen spielt Bodenröder daher auch munter weiter, als ihr die 74 Jahre jüngere Annika Graf schon die schwarze Dame und die beiden Läufer auf dem Schachbrett raubt. Die Zehnjährige lässt sich den Vorteil nicht mehr nehmen und setzt matt. Berta Bodenröder ist auch ohne Dame ganz Dame und gratuliert der jungen Mitspielerin.

Horst Fischer und Walburga Lessner Kraus messen sich im Vordergrund. Dahinter fechten Annika Graf (links) und Berta Bodenröder das Duell der Generationen aus.

Mit der Geduld und der Weisheit des Alters akzeptieren die Senioren der Rochade Kuppenheim ihre Niederlagen gegen die Talente des Vereins. Erstmals hatte Braun die beiden Gruppen gemeinsam in den Alten Kindergarten gebeten, damit sich alle seine Schützlinge beim ersten „Turnier der Generationen“ messen können. Holger Friedrich gerät ins Schwelgen: „Das ist ein toller Wettbewerb! Ich finde es super, mit den Jugendlichen spielen zu dürfen. Wir sehen so, was wir noch lernen müssen“, befindet der 65-jährige Kuppenheimer.

Rochade-Talent Joel Kraus (links) und Norbert Raddatz, der zu den besten Senioren zählt, liefern sich eine spannende Partie.

Das ist durchaus einiges. Allein Horst Fischer schafft es mit stolzen vier Punkten aus sieben Runden, auf Platz elf in die Phalanx der Jüngeren einzubrechen. Die Seniorengruppe, die Jugendtrainer Braun 2017 nach mehreren Anfängerkursen ins Leben rief, ist aber auch noch nicht so lange dabei wie die meisten Kinder. Abgesehen davon befinden sich in deren Reihen auch einige kleine Könner: Der erst siebenjährige Rouven Wieser ist beispielsweise schon badischer U8-Meister und spult mit seinem phänomenalen Gedächtnis bereits berühmte Partien und Eröffnungen herunter. Wieser wird Vierter. Knapp vor ihm liegt Patrick Gottwald, knapp dahinter Joel Kraus (alle 5). Der Zweitplatzierte, Louis Wunsch (6), gehört mit zwölf Jahren zu den Topscorern im Bezirksklassen-Team der Herren. Sieger Daniel Scheuermann, der alle sieben Partien gewinnt, rückt in der neuen Saison als Stammspieler in die Landesliga-Reserve der Rochade auf.

Das Spitzenspiel verdirbt Zoltan Maki (links) noch gegen Louis Wunsch.

Für zwei Jugendliche ist vor allem von Bedeutung, dass sie vor ihren Vätern landen: Rouven Wieser triumphiert in seiner wichtigsten Partie – in der gegen Papa Holger, der mit vier Punkten immerhin als Siebter bester Erwachsener wird. Lars Borgmann bleibt hauchdünn wegen der Feinwertung vor seinem Vater Stefan (alle 4). Die Riege mit vier Zählern führt Zoltan Maki auf Rang sechs an, Zehnte wird Annika Graf.

Die drei stärksten Senioren sind Horst Fischer (sitzend), Hans-Peter Eißner (links) und Norbert Raddatz.

Mit einem Sieg muss sich Ursula Ehrlacher am Schluss des 23-köpfigen Feldes zufrieden geben. Ihre Begeisterung schmälert dies indes nur wenig. „Außer dass ich bloß verliere, ist Schach optimal für meinen Kopf. Ich spiele ja erst ein Jahr und bestreite hier mein erstes Turnier.“ In Angriff hat die 70-Jährige den Kurs auch deshalb genommen, weil ihr Sohn Markus Ehrlacher zu den Stützen des SC Iffezheim gehört. „Der schüttelt aber nur den Kopf, wenn er sieht, was die Mama so zusammenspielt“, erzählt sie lachend und schließt, „wenn ich verliere, verliere ich halt …“ Verlierer gibt es jedoch bei dem ersten Generationen-Turnier in Kuppenheim keine: „Es macht mir Spaß“, betonen alle wie Ursula Ehrlacher und freuen sich auf die nächsten Lektionen von Trainer Braun, um vielleicht im nächsten Jahr womöglich doch einmal einem Talent ein Remis als Achtungserfolg abzutrotzen. Berta Bodenröder ist schon jetzt zufrieden. Die kämpferische 84-Jährige belegt mit drei Punkten Platz 16.