Schwächste Saisonleistung der Rochade in Baden-Baden

Das Oberliga-Team der Rochade Kuppenheim hat den zweiten Platz im Badischen Oberhaus abgeben müssen. Ein 4:4 bei der OSG Baden-Baden IV hätte dazu gereicht. Doch das Oktett der Schachgemeinschaft zog mit 3:5 den Kürzeren. Ein Sieg wäre angesichts der schwachen Leistung gegen die Kurstädter auch nicht verdient gewesen. Trotz nomineller Überlegenheit an sechs der acht Bretter gelang kein einziger Sieg bei der schwächsten Saisonleistung der Rochade. So machte sich das Fehlen von Topscorer Velimir Kresovic eklatant bemerkbar. Der Serbe spielte diese Saison dreimal, gewann alle Partien und führte Kuppenheim stets zu Siegen – die drei Duelle ohne ihn gingen durchweg den Bach runter.

Jochen Klumpp beweist großen Kampfgeist, mutiert aber zum Unglücksraben.

Auf Rang fünf abgerutscht

Mit 6:6 Punkten befindet sich der badische Pokalsieger nun auf Rang fünf. Neben Aufstiegsfavorit Hockenheim (11:1) liegen mit Freiburg-Zähringen, Bad Mergentheim II und Walldorf II drei Teams jetzt einen Zähler vor der Rochade. Knapp hinter Kuppenheim folgen Karlsruhe II und Baden-Baden, die nur das schlechtere Brettpunktverhältnis aufweisen. Ladenburg (4:8), Emmendingen und Eppingen II (beide 3:9) können am Tabellenende auch noch auf den Klassenerhalt hoffen. Der Rochade dürften noch zwei Punkte aus drei Spielen zum Klassenverbleib in der badischen Oberliga fehlen.

Thilo Ehmann spielt eine aufregende Partie gegen Rolf Schlindwein, ehe die Friedenspfeife das Spektakel beendet.

Kick gerät schnell ab von den Theoriepfaden

Die Misere begann bereits bei Kapitän Joachim Kick: Der sonst so exzellent vorbereitete Kuppenheimer geriet rasch aus der Theoriebahn. Da ein Bauernverlust drohte, war Kick froh, dass Kontrahent Michael Leonov ein Friedensangebot unterbreitete. Einig waren sich auch bald Hubert Schuh und Vladimir Schulz sowie Markus Merklinger und Carlos Neves. Da Markus Merkel mit Schwarz gegen den gefährlichen Lars Balzer nichts herausholen konnte, folgte das vierte Unentschieden. Nahezu gleichzeitig erhielten Thilo Ehmann von Rolf Schlindwein und Hartmut Metz von Tobias Tiemann Remis-Offerten. Metz besaß zwar enormen Zeitvorteil, aber eine völlig ausgeglichene Stellung ohne Gewinnchancen. Bei Ehmann sah es anders aus. Erwartungsgemäß stand bei dem ebenfalls stets kreativ spielenden IM aus Baden-Baden das Brett in Flammen. In völlig unübersichtlicher Lage akzeptierte Ehmann deshalb auch lieber das Angebot von Schlindwein. Die Engines halten die Schlussstellung für völlig ausgeglichen.

Drama: Klumpp schlägt kostenlosen Springer nicht

Beim 3:3 zeichnete sich bestenfalls ein 4:4 für den Gast ab. Marlon Meier büßte gegen den talentierten Tim Uhlmann einen Bauern ein. Das entstehende Springerendspiel mit zwei gegen drei Bauern war verloren, weil die weißen Bauern auch noch zersplittert standen. Uhlmann sicherte sich den ersten vollen Punkt des Tages souverän.
Danach spielte sich ein Drama an Brett sieben ab: Jochen Klumpp schlug natürlich ein Remisangebot von Alaa El Din Khalil aus und versuchte alles, um einen Mannschaftspunkt zu retten, zumal Schwarz sich in hochgradiger Zeitnot befand. Einmal zog Khalil mit noch vier Sekunden auf der Uhr. Dann im 32. Zug mit zwei Sekunden! Auf dem ersten Diagramm attackierte Weiß den Springer auf e4 mit 32.Te1 richtigerweise. Dadurch befand sich Klumpp mit mehr als zwei Bauerneinheiten im Plus. Khalil warf im letzten Moment, bevor die Uhr die zwei letzten Sekunden verschlang, seinen angegriffenen Springer hektisch nach d2. Es drohte nun eine Springergabel auf f3. Was nun? Was würden Sie mit Weiß ziehen (Diagramm zwei)?

W: Klumpp,Jochen S: Khalil,Alaa El Din
1.Sf3 d5 2.g3 c6 3.b3 Lf5 4.Lb2 e6 5.Lg2 Sd7 6.d3 Sgf6 7.Sbd2 Lc5 8.e3 0–0 9.De2 a5 10.a3 h6 11.0–0 De7 12.h3 Lh7 13.e4 Tfc8 14.d4 dxe4 15.Se1 Ld6 16.Sxe4 Sxe4 17.Lxe4 Lxe4 18.Dxe4 Sf6 19.De2 c5 20.dxc5 Txc5 21.Sd3 Tg5 22.h4 Tg6 23.Le5 h5 24.Sf4 Th6 25.a4 Tc8 26.c4 Lxe5 27.Dxe5 Tc5 28.Db8+ Kh7 29.Sh3 Se4 30.Tad1 g5 31.Td8 Df6

32.Te1 Sd2

Obwohl Klumpp noch über acht Minuten auf der Uhr hatte und einige Minuten in der Stellung brütete, kam ihm nicht in den Sinn, dass der im Angriff liegende Turm auf d8 den Springer auf d2 einfach schlagen kann! So nahm das Drama aus Kuppenheimer Sicht seinen Lauf: 33.hxg5?? Sf3+ 34.Kh1 Sxg5 35.Sxg5+ Txg5 36.Kg2 Tf5 37.Td2 h4 38.Da7 hxg3 39.fxg3 Tfh5 40.Tf2 Th2+ 41.Kf1 Th1+ 42.Ke2 De5+ 0:1.

Klumpp musste aufgeben und ärgerte sich hernach, dass er nicht Txd2 entdeckte. Kontrahent Khalil hatte es sofort gesehen, nachdem er die Uhr gedrückt hatte. Aber nach dem Bauernschlagen auf g5 geriet der weiße König in einen unwiderstehlichen Angriff. Das 3:5 war besiegelt.

    OSG Baden-Baden 4 (N) 2060     SGR Kuppenheim (N) 2140 5 3 3.16
1 62 Schlindwein, Rolf 2316   1 Ehmann, Thilo 2347 ½ ½ 0.46
2 74 Tiemann, Tobias 2227   6 Metz, Hartmut 2194 ½ ½ 0.55
3 76 Uhlmann, Tim 2088   7 Meier, Marlon 2059 1 0 0.54
4 83 Balzer, Lars 2042   8 Merkel, Markus 2193 ½ ½ 0.30
5 86 Leonov, Michael 1972   10 Kick, Joachim 2062 ½ ½ 0.38
6 87 Schulz, Vladimir 2024   11 Schuh, Hubert 2232 ½ ½ 0.23
7 89 Khalil, Alaa El Din 1957   13 Klumpp, Jochen 2055 1 0 0.36
8 103 Neves, Carlos 1857   15 Merklinger, Markus 1976 ½ ½ 0.34