Die Lage für die Rochade Kuppenheim am 7. Oberligaspieltag schien aussichtslos. Hartmut Metz schrieb seiner Frau Tea per Whatsapp entsprechend nach Hause: „Nur ein Wunder kann uns retten und vor der Niederlage gegen Emmendingen bewahren!“ Kaum gesandt, trat das unerwartete Wunder tatsächlich auch ein. Thilo Ehmann und Markus Merkel mussten nach starken Leistungen zwar ihre verzweifelten Gewinnbemühungen gegen Andreas Bauer beziehungsweise den badischen Rekord-Pokalsieger Hajo Vatter einstellen. Aber dafür machte sich das Beharrungsvermögen von Velimir Kresovic beim Stand von 2:3 bezahlt!
Kresovic setzt nervösen Gegner matt
Kontrahent Premtim Haxhiaj wirkte nach mehr als fünf Stunden zunehmend nervöser. Und das, obwohl er bereits seit zig Zügen im Damen-Endspiel einen Mehrbauern besaß. Allerdings beschäftigte ihn Kresovic permanent mit Drohungen. Dafür verzichtete der Kuppenheimer Topscorer auf dem Weg zu seinem vierten Sieg in der vierten Saison-Partie auf den Rückgewinn des Bauern. Haxhiaj wurde der Druck zu viel. Anstatt weiter auf dem Remispfad zu wandeln, wollte er mit dem König den lästigen Pfahl im Fleisch, den Bauern auf h6, abräumen. Allerdings bedachte der Emmendinger nicht, dass Kresovic dabei den König mit einem Damenschach von f6 aus nach h5 voranzwang, wo ihn der g-Bauer mittels g3-g4 mattsetzte – seinen weißen König hatte Kresovic klugerweise deswegen auf h3 postiert! Das 4:4 war perfekt.
Mit Kresovic immer gepunktet
Dank des Kuppenheimer Topscorers hatte die Rochade auch diesmal gepunktet, weil Seriensieger Kresovic mit von der Partie war. Durch das glückliche 4:4 sollte die Schachgemeinschaft bereits zwei Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt geschafft haben. Mit 7:7 Punkten und den besten Brettpunkten (30) hinter dem Spitzenreiter und dem nahezu sicheren Meister Hockenheim (13:1) müssten schon alle Ergebnisse ab jetzt gegen Kuppenheim laufen, damit die Rochade in den Abstiegssog gerät. Am gefährdesten sind derzeit Schlusslicht Eppingen II (3:11) und die Karlsruher SF II. Die Reserve der Fächerstädter weist zwar bereits 6:8 Zähler auf, ihr droht aber der Zwangsabstieg, sollte die erste Karlsruher Mannschaft in der neuen Oberliga Baden-Württemberg nicht die hinteren Ränge verlassen können. Darauf hoffen der Tabellensechste Freiburg-Zähringen (7:7), Ladenburg und Emmendingen (4:10), erhöht doch der Abstieg des KSF I die Chancen aller Kellerkinder auf den Klassenverbleib in der Oberliga Baden.

Kampflose Führung durch Hubert Schuh
Die Hausherren gingen gegen Emmendingen umgehend in Führung – allerdings erwies sich diese als letztlich eher schlecht. Die Gäste mussten auf Christof Herbrechtsmeier verzichten. Der Kapitän musste wegen Asthma-Anfällen am frühen Morgen ins Krankenhaus eingeliefert werden, berichtete sein Fahrer und Freund Gerhard Kiefer. Mittlerweile konnte „Herbie“ das Krankenhaus wieder verlassen, und es geht ihm wieder deutlich besser (weiterhin gute Besserung!). So ließ der Tabellenvorletzte das sechste Brett frei. Hermann Schrems rückte eine Position auf – so konnte er nicht nur mit Weiß spielen, sondern vermied auch den von ihm gefürchteten Hubert Schuh. Der ehemalige süddeutsche Meister strich kampflos den Zähler ein. Das 1,5:0,5 ließ der ebenfalls angeschlagene Metz durch den raschen Friedensschluss an Brett zwei mit Kiefer folgen.
Kick entblößt König in Gewinnstellung
Die erhofften Punkte auf den hinteren Positionen blieben für Kuppenheim allerdings trotz nomineller Überlegenheit aus. Jochen Klumpp wurde von Jouri Sorokovski völlig überspielt. Der Emmendinger trieb den schwarzen König nach g6 und fuhr im Angriff sicher den Ausgleich für den ehemaligen Zweitligisten ein. Im Duell der beiden Punktbesten in beiden Teams schien Joachim Kick gegen Schrems die Oberhand zu behalten. Der Senior opferte schon die Qualität, um Gegenchancen zu erhalten. Kick stand danach mit drei Bauerneinheiten im Plus – ruinierte allerdings zügig seine Königsstellung, wonach die Rechnung von Schrems schnell aufging.
Meier zieht Kopf aus der Schlinge
Das Remis zum 2:3 steuerte Marlon Meier glücklich bei. Gegen Jörg Weidemann musste sich der Kuppenheimer von Beginn an verteidigen. Letztlich büßte Schwarz einen Bauern ein. Durch einen Bauernzug nach g5 vereinzelte Meier seine verbliebenen zwei Bauern im Turmendspiel. Das sah nach einem Sieg für Weidemann aus. Doch der ehemalige Bundesligaspieler verrechnete sich, so dass Meier gerade noch rechtzeitig mit den Tempi ein Remis gegen den übrig gebliebenen weißen h-Bauern im Turmendspiel schaffte. So blieb noch ein wenig Hoffnung auf Zählbares für die Rochade!
Ehmann und Merkel reichen starke Leistungen nicht
Markus Merkel war von Beginn an am Drücker gegen Vatter. Der Routinier hatte alle Hände voll zu tun, um das Gleichgewicht zu halten. Derweil hatte auch Thilo Ehmann dank eines feilgebotenen Qualitätsopfers am Spitzenbrett ausgeglichen. Andreas Bauer mied die Annahme auf e3 lieber. Auch beim zweiten Qualitätsangebot auf c3 verzichtete der Emmendinger auf den Turm, um nicht die schwarzen Bauern ins Rollen zu bringen. Drittes offenes Brett war das von Kresovic. Irgendwann zeichnete sich ab, dass es in keiner Begegnung zum vollen Punkt für die Hausherren reicht. Ehmann hätte zwar ins Endspiel mit Mehrbauer abwickeln können, aber die ungleichfarbigen Läufer hätten seinen Sieg verhindert, erklärte der badische Einzelpokalsieger hernach. Auch Merkel half sein Läuferpaar gegen Vatter in geschlossener Formation nicht weiter. Erst als Kresovic das Wunder möglich machte, konnten sich die beiden anderen Kuppenheimer Asse beruhigt friedlich auf Remis zum 4:4 einigen!
Ein äußerst glücklicher Punktgewinn für die Rochade, die damit den Kampf um den Klassenerhalt gelassen sehen kann. Die Emmendinger müssen sich allerdings nach dem bitteren Punktverlust mächtig strecken an den beiden letzten Spieltagen. Hoffnung gibt dem Team, dass entweder Eppingen II mindestens einmal verliert oder Hockenheim bereits vor der neunten Runde als Meister feststeht und deshalb lasch gegen Emmendingen antritt …
SGR Kuppenheim (N) | 2149 | SC Emmendingen | 2107 | 4 | 4 | 4.44 | ||||
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1 | 1 | Ehmann, Thilo | 2347 | 1 | Bauer, Andreas | 2328 | ½ | ½ | 0.53 | |
2 | 6 | Metz, Hartmut | 2194 | 3 | Kiefer, Gerhard | 2196 | ½ | ½ | 0.50 | |
3 | 7 | Meier, Marlon | 2059 | 4 | Weidemann, Jörg | 2177 | ½ | ½ | 0.34 | |
4 | 8 | Merkel, Markus | 2193 | 5 | Vatter, Hans-Joachim | 2162 | ½ | ½ | 0.54 | |
5 | 10 | Kick, Joachim | 2062 | 7 | Schrems, Hermann | 2082 | 0 | 1 | 0.47 | |
6 | 11 | Schuh, Hubert | 2232 | 8 | Deutschmann, Matthias | 2050 | + | – | 0.74 | |
7 | 13 | Klumpp, Jochen | 2055 | 9 | Sorokovski, Jouri | 2016 | 0 | 1 | 0.56 | |
8 | 14 | Kresovic, Velimir | 2048 | 10 | Haxhiaj, Premtim | 1843 | 1 | 0 | 0.76 |