Bisher ist er der Rochade eher unangenehmerweise gegenüber gesessen. Nun wechselt das Ass die Brettseite: Mit Jörg Weidemann bekommt der Oberligist eine namhafte Verstärkung! Zuletzt ging der langjährige Bundesligaspieler für Emmendingen ans Brett. Da der Oberliga-Absteiger nach dem Rückzug des umtriebigen Machers Christof Herbrechtsmeier auseinander fällt, fragte Hartmut Metz kurzerhand bei Weidemann nach, ob er sich vorstellen könnte, sich der Rochade Kuppenheim anzuschließen. Der 67-Jährige konnte …
Bei Senioren-Meisterschaft Mitspieler beeindruckt
Metz hatte bei den deutschen Ländermeisterschaften der Senioren 2024 zusammen mit dem Freiburger in dem badischen Ü50-Team gespielt. Dabei zeigte sich der Kuppenheimer FIDE-Meister beeindruckt von dem einfallsreichen wie kämpferischen Stil seines Mannschaftskameraden. „Jörg agiert nicht nur originell am Brett, sondern ist immer noch enorm stark“, meint Metz und freut sich wie der ganze Verein über den Neuzugang.
Deutscher Jugendmeister 1976 und WM-Teilnehmer
Schach lernte Weidemann von seinem Vater. „Nachdem ich immer besser wurde, gab es dann erste Kontakte mit den Schachvereinen in Siegburg und Hennef“, erinnert sich das Talent. „Mit zwölf Jahren konnte ich ein Schachturnier bei den Erwachsenen in Wittlich mitspielen und wurde überraschenderweise Erster“, berichtet Weidemann weiter von seinen Anfängen. Rasch ging es aufwärts: „Dann begann eine Zeit, bei der ich für den Schachverband Mittelrhein an mehreren deutschen Jugendmeisterschaften teilnehmen konnte in Bamberg, Bockum-Hövel, Hamburg, Lübeck und Wallrabenstein.“ Die Ausbeute des Mittelrheiners konnte sich dabei mehr als sehen lassen: Zweimal holte Weidemann den zweiten Platz. Und 1976 gelang ihm dabei in einem Stichkampf mit Christian Schubert der große Coup: Der Neu-Kuppenheimer wurde deutscher Jugendmeister!

Schöner Sieg bei WM über Mestel
Danach schickte ihn der Deutsche Schachbund (DSB) zur Jugendweltmeisterschaft 1976. „Dort gelang mir eine gute Partie gegen den Engländer Jonathan Mestel“, fügt Weidemann bescheiden an. Den sehr schönen Sieg gegen den späteren Großmeister finden Sie unten bei weiteren Partien-Highlights des 67-Jährigen. In Groningen belegte Weidemann mit 8/13 den ausgezeichneten achten Platz unter 55 Teilnehmern Noch bekanntere Namen aus dem WM-Turnier sind die späteren Weltklassespieler Jonathan Speelman und Murray Chandler. Insgesamt wurden in diesem U20-Feld mehr als ein Dutzend Teilnehmer später Großmeister. Am besten schnitt von jenen Lubomír FtáÄnik ab. Er wurde mit 9,5 Punkten Vizeweltmeister. Der Titel ging an Mark Diesen, der wie Ftacnik ungeschlagen blieb, aber zehn Zähler sammelte.
Überraschend deutscher Meister mit Team aus Mittelrhein
Bevor der Schachverbund Mittelrhein aufgelöst und zwischen Norrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz aufgeteilt wurde, gelang es dem Verband mit den Spielern Dario Doncevic, Claus Daehr, Jörg Weidemann und anderen, die deutsche Jugendmannschaftsmeisterschaft in Frankfurt überraschenderweise zu gewinnen.
Remis gegen Legenden wie Hübner, Hort und Spasski in der Bundesliga
„Inzwischen spielte ich dann auch erst für den Schachclub SV Koblenz 03/25 und später für den SC Kettig, die beide dann auch mehrere Jahre in der deutschen Schachbundesliga vertreten waren“, lässt Weidemann seine Stationen Revue passieren. An vorderster Front gelang dem einstigen deutschen Jugendmeister Unentschieden gegen die leider in diesem Jahr verstorbenen Legenden Robert Hübner und Vlastimil Hort. Noch herausragender ist die Bilanz gegen eine noch größere Legende: Dem ehemaligen Weltmeister Boris Spasski knöpfte Weidemann nicht nur schon 1982 ein Remis ab, sondern schlug ihn gar einmal (siehe Partien)! All diese sensationellen Ergebnisse gelangen ihm in der unvergesslichen Saison 1982/83! Am ersten Bundesliga-Brett holte Weidemann für Kettig eine ausgeglichene Bilanz von 7,5/15!
100 Prozent in der sächsischen Oberliga
Schon während der Bundesliga-Zeit wurde „Schach immer mehr zum Hobby, da der Beruf im Vordergrund stand“, setzt die Kuppenheimer Verstärkung fort. „Die einzige erwähnenswerte Leistung war dabei, dass ich, nachdem ich in den 90er Jahren nach Dresden ging, in einer Saison in der dortigen Oberliga 100 Prozent am ersten Brett erzielte mit 7/7“, gibt sich der Ex-Bundesligspieler bescheiden. 2012 kam er wieder zurück nach Freiburg und spielte in den letzten Jahren für den Schachclub Emmendingen. In der vergangenen Saison holte der Spieler mit einer Elo von 2230 an den Brettern zwei und drei fünf Punkte aus den neun Partien. Das lässt für die Rochade Kuppenheim hoffen, wird doch so die Spitze hinter Überspieler Thilo Ehmann stärker. Auch das Blitzteam gewinnt eine wertvolle Verstärkung angesichts des originellen wie gefährlichen Schachs von Jörg Weidemann.
Hier noch die erwähnten Partien aus der Karriere von Jörg Weidemann: