Ein erstaunliches Resultat hat Hartmut Metz bei den deutschen Schnellschach-Meisterschaften der Ü50 erzielt: Dem Kuppenheimer war nominell durchaus der Titel in der Kategorie 50+ zuzutrauen. Metz gehörte als Nummer drei der Setzliste zu den Mitfavoriten. Wie er aber die nationale Meisterschaft gewann, war seiner eigener Einschätzung nach aber „unterirdisch! So schlecht habe ich noch nie gespielt“, kokettierte der 60-Jährige mit seiner Leistung. Statt der 7/9 hätte er „maximal 50 Prozent der Punkte holen dürfen“, befand der FIDE-Meister mit Blick auf seine „Ruinen, die ich glücklich und zäh verwaltete“.
Führung am ersten Tag trotz Minusfigur
Am ersten Tag führte Metz mit 4,5/5 mit einem halben Zähler Vorsprung. Obwohl schon in Runde zwei ein Turmopfer gerade noch so für ein Dauerschach mit der Dame reichte, begann die Glückssträhne gegen Thomas Schunk ab der vierten Partie. In schwieriger Stellung behielt Metz die Übersicht im Gegensatz zum Vizemeister aus Leipzig, der bei jeweils sieben Zählern am Schluss mit 49,5 gegenüber 53 Buchholzpunkten die klar schlechtere Zweitwertung aufwies. Noch krasser kam es gegen Ingo Lindam. Eigentlich wollte Schwarz das Endspiel mit Minusfigur aufgeben, hoffte aber noch minimal auf einen letzten Trick. Der letztlich Viertplatzierte (6,5 Punkte) beachtete eine Grundreihenschwäche nicht und büßte seine Mehrfigur ein. Anschließend trickste Metz auch noch zwei Läufer gegen einen Turm heraus und gewann das Duell unverdient. Die Patzerei war zwar am zweiten Tag nicht ganz so extrem, aber bei einem seiner drei Auftakt-Remis ließ Metz ein zweizügiges Matt aus und tauschte die Dame gegen Lutz Grabe … Die Unentschieden gegen die beiden Topgesetzten, IM Uwe Kersten und Benedikt Muschik, gingen noch in Ordnung. So lag Metz mit 6/8 vor der letzten Runde einen halben Punkt hinter Schunk auf Platz zwei.
Ein letzter Trick führt zum Matt und zum Titel
Gegen den Gießener Peter Rudolph (2119) stand Metz wieder im Hemd, trickste aber eine Qualität heraus. Trotzdem war die Position noch immer kritisch. Doch Rudolph fraß einen Bauern, um seine zwei Springer zu decken. So wurde der weiße König in zwei Zügen matt gesetzt! Der schwarze König, der bis nach a6 geflüchtet war, überlebte dagegen. Damit nicht genug des Glücks: Schunk remisierte abschließend gegen Holger Lehmann, so dass Metz zum Führenden aufschließen konnte! Die Buchholzwertung machte das Glück des „Ruinenverwalters“ perfekt … Platz drei ging an den Münsteraner Muschik vor Unglücksrabe Lindam und Lehmann (alle 6,5).
Anita Stangl erobert Frauen-Titel
In dem laut Webseite „mit 44 Teilnehmern stark besetzten Feld, darunter auch acht Titelträger“ verteidigte Anita Stangl vom SK Starnberg ihren Titel. Mit fünf Punkten kam sie auf Rang 18. Daniela Iosif-Höllenriegel belegte Platz 2 vor Ulrike Storkebaum auf Platz 3, beide mit 3,5 Punkten.
Einsteller von Lindam beschert ihm wenigstens ein Essen
„Meistermacher“ Lindam wurde zumindest mit einer kleinen Einladung von Metz zum Abendessen getröstet: Von den 100 Euro Preisgeld gingen so gleich knapp zwei Drittel an einen Italiener – die Rechnung von knapp unter 60 Euro rundete der „Ruinenverwalter“ passend zum königlichen Spiel auf 64 Euro auf.
Bei der Ü65 zeigte der neue Meister Ferdinand Schlierkamp vom SK Werne eine ganz andere Leistung: Mit 8/9 feierte er seinen bisher größten Erfolg. In dem mit 37 Teilnehmern und sechs Titelträgern besetzten Feld, belegten der Erfurter IM Joachim Brüggemann mit 7,5 Punkten und dem badischen FM Vladimir Podat mit 6,5 Punkten den Silber- beziehungsweise Bronzerang. Den Titel bei den Nestoren über 75 Jahre heimste einmal mehr IM Klaus Klundt ein vor Reinhard Böhle und Klaus Scharff.
Die Ergebnisse des Ü50-Turniers finden sich unter:
https://chess-results.com/tnr995073.aspx?lan=0&art=1